Deutsche Lutheraner wollen eigenständiges Profil schärfen
Die VELKD setzt auf klares lutherisches Profil und will die religiöse Bildung stärken, um die Zahl der Kirchenaustritte zu senken. Das wurde bei der Generalsynode in Ulm deutlich.

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) will sich weiterhin für ein klares lutherisches Profil einsetzen. Dass der deutsche Protestantismus bunt und nicht uniform sei, sei kein Ausdruck von Schwäche, sagte der Leitende VELKD-Bischof Johannes Friedrich am Freitag bei der Generalsynode in Ulm. Dabei warb der bayerische Landesbischof für eine Stärkung religiöser Bildung. Das lutherische Kirchenparlament wählte neun Mitglieder für die neue VELKD-Kirchenleitung, darunter den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU).

Anders als die unierten Kirchen habe die VELKD nie das Ziel verfolgt, in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aufzugehen, "so lange die EKD nicht eine Kirche mit einer lutherischen Bekenntnisgrundlage sein kann und will", sagte Friedrich in seinem Bericht. Diese Position sei nicht Ausdruck für Konfessionalisierung, sondern stehe für Profilierung. Die EKD wolle gegenüber ihren ökumenischen Partnern Profil zeigen. "Dann aber darf nicht nach innen als Konfessionalisierung diffamiert werden, wenn die VELKD in der EKD Profil zeigt."

Zusammenschluss von acht Landeskirchen

Die VELKD vereint acht evangelisch-lutherische Landeskirchen (Bayern, Braunschweig, Hannover, Mecklenburg, Nordelbien, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Mitteldeutschland) mit rund zehn Millionen Gemeindemitgliedern. Die Generalsynode tagt von Donnerstag bis Samstag sowie am kommenden Mittwoch nach Abschluss der EKD-Synode, die am Sonntag beginnt. Die 50 Mitglieder des VELKD-Kirchenparlaments gehören zugleich der EKD-Synode an.

Festhalten will Friedrich an dem Ziel, dass die EKD das Augsburger Bekenntnis von 1530 als Grundlage anerkennt. Damit wäre keine Konfessionalisierung verbunden, da die Confessio Augustana als Basis der Reformation angesehen werden könnte. Im Unterschied dazu hatte kürzlich die Kammer für Theologie davon abgeraten, die EKD-Grundordnung um das Augsburger Bekenntnis zu ergänzen. Die EKD sei schon jetzt "Kirche im vollen Sinne".

Kampf gegen Austritte

Der bayerische Landesbischof warb weiter dafür, durch religiöse Bildung abnehmender Kirchenbindung und Austritten zu begegnen. Bei der Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation gebe es Defizite. Angesichts des Traditionsabbruchs bei der Glaubensvermittlung sei religiöse Bildung gefordert, sagte er. Versäumnisse in diesem Bereich würden später durch "Entfremdung, Entkirchlichung und Kirchenaustritte" bezahlt. Mangelnde Beheimatung im Glauben sowie in Gottesdienst und Gebet trügen zu Entsozialisierung bei. Kirchenmitgliedschaft rücke dann in den Bereich des Verzichtbaren.

Vor diesem Hintergrund kündigte der Leitende VELKD-Bischof an, dass die Lutheraner intensiv der "Auskunftsbefähigung über den Glauben" zuwenden wollten. Dazu gehöre auch die Vorbereitung eines "modernen Elementarkatechismus". Dieser ersetze zwar nicht das Gespräch in der Familie oder den Gottesdienstbesuch, er biete allerdings einen Einstieg. Vor dem Kirchenparlament sprach sich Friedrich dafür aus, bei dem großen Gegenwartsthema Spiritualität lutherisches Profil zu zeigen. "Es ist ja nicht so, dass erst der Benediktinerpater Anselm Grün Engel für die Spiritualität entdeckt hat." Das finde sich schon alles bei Martin Luther. Daher sei es keineswegs "unlutherisch", Menschen in Sorgen einen Engel zu schenken.

Neue Kirchenleitung gewählt

Die Generalsynode wählte neun der 13 Mitglieder der neuen Kirchenleitung. Diesem Leitungsgremium gehören Regionalbischof Hans Mikosch (Gera), Oberkirchenrat Helmut Völkel (München), Pfarrer Harald Welge (Braunschweig), der bayerische CSU-Landsabgeordnete Günther Beckstein (Nürnberg), Kirchenrätin Susanne Böhland (Schwerin), Merle Fromberg (Meldorf), Sebastian H. Geisler (Bückeburg), Jürgen Schneider (Hermannsburg) und Oberlandeskirchenrat Klaus Schurig (Dresden) an. Als Mitglieder der Kirchenleitung standen bereits Synodalpräsident Wilfried Hartmann, die Bischöfe Friedrich und Jochen Bohl sowie Vizepräsident Arend de Vries vom hannoverschen Landeskirchenamt fest.

epd