Im Quelle-Bestellladen: "Es wird schon vielen fehlen"
"Nein, bis jetzt hat sich noch gar nichts verändert." Norbert Hartmann steht in seinem kleinen Laden in Frankfurt. Es ist der Tag, an dem die Meldung über das endgültige Aus für Quelle die Nachrichten bestimmt.. In Hartmanns Laden kann man, wie in hunderten anderen kleinen Geschäften in Deutschland, Waren des traditionsreichen Versandhändlers bestellen und empfangen. Bis jetzt.
21.10.2009
Von Georg Klein

Für Norbert Hartmann herrscht trotzdem keine Untergangsstimmung. "Am Morgen sind die Bestellungen noch ganz normal rausgegangen", erzählt er. Seine Erklärung: Am anderen Ende der Leitung sitzen ja nur Dienstleister. "In so einem Call Center haben die Mitarbeiter vermutlich kaum noch etwas mit der Firma zu tun für die sie am Telefon sitzen. Die nehmen an und leiten weiter, so lang der Auftrag läuft."

Hartmann selbst verdient nicht viel mit Quelle, sein Laden ist vor allem ein Schreibwaren- und Zeitschriften-Geschäft. "Natürlich gibt es eine kleine Vergütung pro Bestellung, aber das bringt nicht viel." Die Kooperation mit Quelle sei eigentlich eher ein Service für die Nachbarschaft: In den vielen Bürogebäuden arbeiten Menschen, die nicht zuhause sein können, wenn geliefert wird. "Außerdem kann man bei uns, wenn etwas nicht passt, problemlos alles wieder zurückschicken. Das ist natürlich praktisch für die Kunden.

"Wir haben ja immer noch andere Versandhändler"

Eine ganz andere Klientel hat eine Kollegin von Hartmann in einem kleinen Ort in Thüringen. "Es wird schon vielen Leuten fehlen", meint die Inhaberin des dortigen Bestellladens bedauernd. Gerade ältere Kundinnen, erzählt die selbst nicht mehr ganz junge Frau, die nicht namentlich genannt werden möchte, kämen zu ihr, um sich zu unterhalten und beraten zu lassen. "Die Jüngeren machen sowieso nur noch alles über das Internet." Aber für die Älteren, die nicht so einfach aus dem Dorf herauskommen, sei und bleibe es wichtig, bei ihr bestellen zu können. "Aber wir haben ja immer noch andere Versandhändler, mit denen wir weiterarbeiten."

Man hätte schon bemerkt, dass die Bestellungen zurückgingen, seit in den Supermärkten immer mehr Haushaltsgeräte auftauchten, erzählt die Frau weiter. Aber es sei noch immer gut gelaufen. Regelmäßig kamen die Quelle-Berater vorbei um das Geschäft zu optimieren, auch, nachdem ihr vor vier Jahren der Status als Shop-Betreiberin gestrichen wurde. Einige Vergünstigungen in der Buchung fielen dadurch weg - in Fürth begann man bereits einzusparen was möglich war.

Im Laden von Norbert Hartmann, legt ein Paketbote seine Lieferung ab und fährt kurz mit dem Scanner über einen Kontrollpunkt. Auch hier wird nicht nur Quelle angenommen, auch Neckermann-Bestellungen und der Versand von DHL-Paketen sind möglich. Im Radio läuft ein Bericht über die weiteren Abwicklungspläne.

"Hier wird man kaum etwas davon spüren."

"Sozial ist das für die Menschen, die dort arbeiten, natürlich schon hart, aber hier wird man kaum etwas davon spüren." Wenn es keinen Käufer für das Deutschlandgeschäft von Quelle gebe, bestellten die Leute eben über andere Versandhäuser weiter. "Für die Bestellannahmestellen wird sich kaum etwas ändern." Mitgefühl hat Hartmann allerdings für die Betreiber von richtigen Quelle-Shops. "Die haben investiert und gearbeitet und hängen jetzt völlig in der Luft."

Eine Einschätzung, die man im weitaus größeren Quelle-Shop in Offenbach vermutlich geteilt hätte. Aber das Geschäft ist bereits ausgeräumt, Bauarbeiter montieren die große Leuchtreklame mit dem bekannten Logo ab. Immerhin ein passendes Bild zur Lage.