Hamid Karsai - Präsident ohne Macht
Hamid Karsai galt lange Zeit als Hoffnungsträger des Westens. Doch der 51-jährige Präsident der Islamischen Republik Afghanistan ist inzwischen vom Volk weitgehend isoliert, und die internationale Staatengemeinschaft steht ihm zunehmend skeptisch gegenüber. Trotz Anschlägen auf sein Leben und wachsender Unzufriedenheit über seine Regierung kämpft Karsai um eine zweite Amtszeit.

Seit Ende 2001 steht der hochgewachsene Paschtune mit der vornehmen Blässe an der Spitze Afghanistans - anfangs von der Bonner Afghanistan-Konferenz unter maßgeblichem Einfluss der USA als Übergangspräsident bestimmt. Nach seinem Triumph bei der ersten freien Präsidentschaftswahl im Oktober 2004 hoffte auch das Volk, dass er den zerrissenen Vielvölkerstaat in eine bessere Zukunft führen wird.

Der Aristokrat aus dem mächtigen südafghanischen Stamm der Popalzai, der neben den Landessprachen Paschtu, Dari und Urdu auch fließend Englisch spricht, schien nach dem Sturz der Taliban besonders geeignet für das schwierige Amt. Karsai, mit einer Ärztin verheiratet, ist westlich orientiert und zugleich in den Traditionen seines Landes verwurzelt. Und der Vater eines Sohnes gehörte nie zu den Warlords, die das Land terrorisierten.

Nachdem Karsai sein Politikstudium in Indien 1983 abgeschlossen hatte, schloss er sich in seiner Heimat dem Widerstand gegen die sowjetischen Besatzer an. Nach der Niederlage der Roten Armee wurde er Außenminister. Als Mitte der 1990er Jahre der Bürgerkrieg ausbrach, legte Karsai das Amt nieder. Er unterstützte die Taliban, von denen er sich bald enttäuscht abwandte. Von da an engagierte er sich im Kampf gegen die radikal-islamischen Kräfte in seinem Land.

dpa