Solar-Trimaran: In 140 Tagen um die Welt
Segel wird die «PlanetSolar» nicht haben. Alleine die Kraft der Sonne soll den weltgrößten Solar-Trimaran in rund 140 Tagen einmal um die Welt bringen. In Kiel nimmt die Vision von der lärm- und schadstofffreien großen Fahrt inzwischen Formen an.
20.10.2009
Von Katia Rathsfeld

An der Förde baut die Knierim-Werft seit Februar im Auftrag des Unternehmers Immo Ströher den 30 Meter langen und 15 Meter breiten Koloss, dessen futuristisches Design wie eine Neuauflage des Raumschiff «Enterprise» wirkt. Startschuss für die Weltumrundung soll im April 2011 sein.

«Die Kosten bewegen sich im hohen zweistelligen Millionenbereich», sagt Steffen Müller, Werft-Mitinhaber neben Gunnar Knierim. Schon im Januar 2010 soll das Schiff ins Wasser gelassen werden und nach einer Europa-Tournee zur Weltumrundung auf der Äquatoriallinie aufbrechen. Dabei durchquert der Trimaran den Atlantik, anschließend den Panama-Kanal, den Pazifik und den Indischen Ozean. In Metropolen wie Paris, Hongkong und New York wird das Schiff außerdem Stopps einlegen.

Solarmodule auf 508 Quadratmetern

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In den vergangenen Monaten haben etwa 30 Experten die zwei Seitenrümpfe aus Kohlefasern in einer Werft-Halle fertiggestellt. Dort werden sonst die exklusiven Jacht- und Motorbootträume gut betuchter Privatkunden erfüllt. In die beiden Schwimmer sollen im Dezember die 13 Tonnen schweren Batterieblöcke mit einer Gesamtleistung von 1,3 Megawatt eingepasst werden.

Weil die «PlanetSolar» aber nicht im Ganzen in die Halle der Werft passt, werden der ebenfalls fertige Hauptrumpf und die Seitenteile auf dem Gelände der Kieler HDW-Werft zusammengebaut. Anschließend installiert eine Spezialfirma an der Oberfläche die Solarmodule auf 508 Quadratmetern. Nur das Cockpit wird aus dem Dach herausragen.

Pro Quadratmeter erzeugten die Solarpaneele 1000 Watt Strom pro Tag, erläutert Müller. Überschüssige Energie werde in die Batterien gespeist. Auch ohne Sonneneinstrahlung soll der 58 Tonnen schwere Trimaran so bis zu drei Tage lang bei bis zu 10 Knoten (18 Kilometer pro Stunde) fahren können, erklärt der 40-Jährige.

Trotz der großen Reserven müssten die Skipper Raphaël Domjan und Gérard d'Aboville aber vorausschauend fahren, sagt Müller. D'Aboville war 1980 bekannt geworden, weil er als erster Mensch in einem Ruderboot den Atlantik überquerte. Elf Jahre später gelang dem heute 64-Jährigen dasselbe auch auf dem Pazifik. Rastlos suchte der Franzose nach neuen Aufgaben: Gemeinsam mit dem fast 30 Jahre jüngeren Domjan entwickelte er dann die Idee vom Solar-Trimaran.

Jedes Detail neu entwickelt

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Gemeinsam mit Investor Ströher stellten die beiden Abenteurer schließlich ihre Vision der Kieler Knierim-Werft vor. Für die Jachtbauer sei es der größte Auftrag bisher und eine große Herausforderung, sagt Müller. In wirtschaftlich heiklen Zeiten sichere der Bau des Riesen-Trimarans mindestens 30 Arbeitsplätze. Insgesamt beschäftigt die Werft 57 Menschen.

«Sie können da nichts aus dem Regal nehmen und nachschauen wie es geht», erklärt er. Jedes Detail hätten die Experten bei Schlepptau- und Windkanalversuchen am Modell geprüft. Sie entschieden sich anschließend beispielsweise für einen langsam drehenden Antriebs- Propeller mit 2,5 Metern Durchmesser, dessen Nabe knapp über der Wasseroberfläche angebracht ist. Dies sei sehr effektiv und das Boot lasse sich besser steuern, sagt Müller.

Die weitere Ausstattung des Trimarans beschreibt der Werft- Mitinhaber als eher spartanisch. «Wir sprechen bei dem Projekt immer vom ersten und dem zweiten Leben», erzählt Müller. Nach der Rückkehr im Herbst 2011 soll das größte Solarschiff der Welt luxuriös ausgebaut werden. Wahrscheinlich wird Auftraggeber Ströher dann den Koloss an Menschen vermieten, die auch mal eine Bootsfahrt mit der Kraft der Sonne machen wollen.

dpa