Migrantenkinder haben es auf dem Arbeitsmarkt schwerer
Auch wenn man Gruppen mit gleicher Bildung vergleicht: Migrantenkinder haben schlechtere Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Besonders groß ist der Unterschied bei Akademikern.

Junge Erwachsene mit Migrationshintergrund haben geringere Beschäftigungschancen als diejenigen ohne im Ausland geborene Eltern: Das ergab eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die am Donnerstag in Paris vorgestellt wurde. Für die Studie wurde in 16 OECD-Mitgliedsländern untersucht, wie sich in der Altersgruppen der 20- bis 29-Jährigen die Entwicklungen unterscheiden.

Der Abstand ist bei Hochschulabsolventen besonders stark ausgeprägt. So haben in Deutschland 90 Prozent der 20- bis 29-jährigen hoch qualifizierten Männer ohne Migrationshintergrund einen Arbeitsplatz. Bei den Nachkommen von Migranten sind es dagegen nur 81 Prozent. Dies überrasche, da beide Gruppen ihre Bildungsabschlüsse in der Regel im Inland erworben hätten, sagte OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig.

Vorurteile über Qualifikation von Migranten als Ursache?

"Eine Erklärung könnte sein, dass in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt die Erwartung vorherrscht, dass Migranten und deren Nachkommen eher gering qualifiziert sind. Bildungserfolge von Migranten und deren Nachkommen werden noch nicht ausreichend honoriert", sagte Liebig.

Deutlich unterrepräsentiert sind junge Menschen mit Migrationshintergrund in deutschen Behörden. Nur drei Prozent der 20- bis 29-Jährigen mit Migrationshintergrund sind in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt. Bei jungen Erwachsenen ohne Migrationshintergrund sind es zehn Prozent. In keinem anderen untersuchten Land sind die Unterschiede so groß.

Viele Geringqualifizierte unter Migrantenkindern

Vergleichsweise gut in den Arbeitsmarkt integriert sind dagegen dem Bericht zufolge die niedrig qualifizierten Nachkommen. Hier gibt es kaum Unterschiede zwischen jungen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.

Allerdings ist der Anteil der Geringqualifizierten, also derjenigen ohne Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung, bei den der 20- bis 29-Jährigen mit im Ausland geborenen Elterndoppelt so hoch wie bei den Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund. Das korrespondiert mit den Ergebnissen der PISA-Studien, die Jugendlichen mit Migrationshintergrund große Defizite in den schulischen Leistungen bescheinigen.

In der international vergleichenden OECD-Studie zeigt sich für Österreich ein ähnliches Bild. In der Schweiz dagegen gelingt die Integration der sogenannten zweiten Generation in den Arbeitsmarkt vergleichsweise gut.

epd/dpa