Auch Bund der Vertriebenen ehrt Herta Müller
Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller erhält auch den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis des Bundes der Vertriebenen. Sie wird für ihr Buch "Atemschaukel" ausgezeichnet.

Die aus Rumänien stammende deutsche Schriftstellerin Herta Müller erhält nun auch den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis 2009. Wie die Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen" des Bundes der Vertriebenen am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, würdigt die Jury damit insbesondere Müllers neuen Roman "Atemschaukel". Die 56-jährige Literatur-Nobelpreisträgerin habe damit das grausame Schicksal der in sowjetische Lager deportierten Deutschen beschrieben und dem "vielfältigen Schrecken des Lagerlebens literarisch einzigartig Ausdruck gegeben". Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird am 1. November in der Frankfurter Paulskirche verliehen.

[linkbox:nid=4163,4168,4180,4221,4238;title=Mehr zum Thema]

Das Buch habe große Bedeutung auch für die Millionen in den Gulag Deportierten anderer Völker. Es mache eindringlich deutlich, dass auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Menschenrechte in weiten Teilen Europas keine Heimstatt hatten, erklärte die Stiftung. Müller wurde erst vor wenigen Tagen der Literatur-Nobelpreis zuerkannt. Die Jury des Franz-Werfel-Preises hatte die Vergabe an Müller nach eigenen Angaben bereits am 1. Oktober beschlossen.

Von Geheimdienst verfolgt

Herta Müller wurde am 17. August 1953 in Nitzkydorf im rumänischen Banat. Sie arbeitete zunächst als Übersetzerin und wurde 1979 entlassen, weil sie nicht mit dem rumänischen Geheimdienst Securitate zusammenarbeiten wollte. Ihr vielbeachtetes erstes Buch "Niederungen" konnte in Rumänien 1982 nur in zensierter Fassung erscheinen. Nach der Veröffentlichung des Originals in der Bundesrepublik 1984 war sie ständig mit Hausdurchsuchungen, Verhören und Drohungen konfrontiert. 1987 reiste Müller in die Bundesrepublik aus. Sie lebt heute in Berlin.

Der Menschenrechtspreis ist nach dem Schriftsteller Franz Werfel (1890-1945) benannt, der in seinem Roman "Die 40 Tage des Musa Dagh" die Vertreibung und Ermordung der in der Türkei lebenden Armenier schilderte. Mit der Auszeichnung werden alle zwei Jahre Personen, Initiativen oder Gruppen geehrt, die sich gegen die Verletzung von Menschenrechten durch Völkermord, Vertreibung und die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer, rassischer oder religiöser Gruppe wenden. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der ungarische Schriftsteller György Konrad und der katholische Bischof von Banja Luka im serbischen Teil von Bosnien-Herzegowina, Franjo Komarica.

epd