Mit einem klärenden Gespräch wollen evangelische und katholische Bischöfe Irritationen ausräumen, die ein internes Ökumenepapier aus dem Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hervorgerufen hat. Das Gespräch in kleinem Kreis sei für Mittwoch geplant, sagte EKD-Pressesprecher Reinhard Mawick dem Evangelischen Pressedienst (epd). In dem in der vergangenen Woche bekanntgewordenen EKD-Papier war von Spannungen in der katholischen Kirche in Deutschland sowie von "hausgemachten Irritationen" seit dem Amtsantritt von Papst Benedikt XVI. die Rede.
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An dem Gespräch nehmen von evangelischer Seite EKD-Ratsvorsitzender Bischof Wolfgang Huber, die Bischöfe Ulrich Fischer (Karlsruhe) und Johannes Friedrich (München) sowie EKD-Kirchenamtschef Hermann Barth teil. Die katholische Kirche ist voraussichtlich mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, Kardinal Karl Lehmann, Bischof Gerhard Ludwig Müller und DBK-Sekretär Hans Langendörfer vertreten.
Turnusgemäßes Gespräch abgesagt
Zuvor hatte die katholische Seite ein für Donnerstag geplantes turnusgemäßes Treffen von Mitgliedern der Bischofskonferenz und des EKD-Rates abgesagt worden. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag) war dies mit dem Verhalten der EKD nach dem Bekanntwerden des Arbeitspapiers begründet worden. Laut FAZ hat Huber bisher auf eine persönliche Erklärung gegenüber dem Zollitsch verzichtet. In dem Papier hatte es geheißen, eine "orientierende und prägende Kraft" gehe von dem DBK-Vorsitzenden nicht aus.
Am Freitag hatte Huber klargestellt, die Gremien der EKD hätten sich das Papier zum Stand der ökumenischen Beziehungen zu keinem Zeitpunkt zu eigen gemacht. Deshalb habe der Text für die Gestaltung der Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche keine Bedeutung. Der Berliner Bischof ergänzte, er bedauere ausdrücklich die Irritationen, die aus der "missbräuchlichen Weitergabe" des Schriftstücks entstanden seien.
Hoffnung auf "großherzige" Reaktion
Das Papier, eine Vorlage für eine Sitzung der EKD-Kirchenkonferenz, war Anfang August anonym mehreren Medien und Mitarbeitern der Bischofskonferenz zugeleitet worden. Bereits in der Sitzung der Kirchenkonferenz am 2. Juli hatte der Tenor des Papiers deutliche Kritik erfahren. Ihm war von Fischer und Friedrich widersprochen worden. Friedrich sagte der FAZ, er habe großes Verständnis, dass die katholische Seite zunächst den Konflikt über das EKD-Papier geklärt sehen wolle, bevor andere Fragen erörtert würden. Er hoffe nun, dass die katholische Kirche "großherzig" reagiere.
Unterdessen beurteilte die katholische Ökumenefachfrau Dorothea Sattler die anhaltenden Irritationen als "Warnung zur rechten Zeit". Der Ökumenische Kirchentag (ÖKT) 2010 in München werde durch das Papier nicht erleichtert, sagte die Theologieprofessorin am Dienstag dem Kölner "domradio". Damit werde allerdings noch offenkundiger, dass es einer innerchristlichen Verständigung in gesellschaftlichen Fragen bedürfe. Für den Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) sagte Pressesprecher Rüdiger Runge, am ÖKT werde durch die aktuelle Debatte nicht gerüttelt.
Kontroversen auf Augenhöhe austragen
Sattler widersprach der Position des Arbeitspapiers, wonach die evangelische Kirche derzeit eine "intellektuelle Meinungsführerschaft" einnehme. Kontroversen zwischen beiden großen Kirchen müssten sachlich und "auf Augenhöhe" ausgetragen werden. Die Absage des turnusmäßigen Gesprächs bezeichnete die Theologin als "schwere Entscheidung". Damit werde signalisiert, dass eine andere Gesprächsatmosphäre Voraussetzung sei, um zur Tagesordnung überzugehen. Gerade angesichts der erkennbar sensiblen ökumenischen Situation seien regelmäßige Gespräche gefragt, so Sattler. Allerdings sei durch das Gespräch im kleinen Kreis Ersatz geschaffen worden.
Runge sagte, die aktuelle Debatte mache deutlich, wie der ÖKT-Vorbereitungsprozess vom "Auf und Ab" in den Gesprächen zwischen den Kirchen begleitet werde. Er erinnerte daran, dass es schon vor dem ÖKT 2003 zu Belastungen durch das Vatikan-Papier "Dominus Iesus" gekommen war. In diesem Dokument der römischen Glaubenskongregation aus dem Jahr 2000 hieß es, die Reformationskirchen seien nicht Kirchen "im eigentlichen Sinne". Beim Münchner Kirchentag würden eine Reihe von Ökumenethemen aufgegriffen, sagte Runge. Kirchentag und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken seien entschlossen, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen.