Das Wort zum Sonntag: Unsterblichkeitsenzym?
Als der Nobelpreis für Medizin bekannt gegeben wurde, hieß es in einer Fernsehsendung: Drei US-Forscher sind dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur gekommen. Sie haben entdeckt, wie menschliche Zellen altern. Ihre Entdeckung könnte eines Tages für Medikamente gegen Krebs und Erbkrankheiten wichtig werden. Vielleicht wird durch ihr Wissen irgendwann das Altern ganz abgestellt.
11.10.2009
Von Elke Rudloff

Ihren 100. Geburtstag hat sie freudestrahlend gefeiert. Auf einem kleinen Thron. Den hatten ihr ihre Verwandten gebaut. Da saß sie stolz und empfing ihre Gäste. Sogar die Bergmannskapelle spielte. Für die alte Dame war es ein rundherum schöner Tag. Sicher auch, weil sie recht gesund war. Nur ihre Augen waren schwach geworden. Jedenfalls für den Blick nach draußen. Ihre Blicke nach innen blieben stark. Zurück auf ein langes, bewegtes Leben, das sie sehr genossen hatte.

Nach ihrem 100. Geburtstag ging alles weiter wie vorher. Die Jahreszeiten wechselten, doch sie blieb in ihrem Sessel. Irgendwann jährte sich ihr 101., dann ihr 102. und sogar ihr 103. Geburtstag. Kurz vor ihrem 104. fragte sie mich mit ängstlichem Gesicht: Frau Pastorin, kann es sein, dass mich der liebe Gott vergessen hat?

Diese besorgte Frage fiel mir Anfang der Woche wieder ein. Als der Nobelpreis für Medizin bekannt gegeben wurde. Da hieß es in einer Fernsehsendung: Drei US-Forscher sind dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur gekommen. Sie haben entdeckt, wie menschliche Zellen altern. Ihre Entdeckung könnte eines Tages für Medikamente gegen Krebs und Erbkrankheiten wichtig werden. Vielleicht wird durch ihr Wissen irgendwann das Altern ganz abgestellt.

Ich stutze, als ich das hörte. Ewiges Leben? Dasselbe wie jetzt , nur ins Unendliche verlängert? Für die alte Dame war das jedenfalls keine verlockende Aussicht. Denn sie war lebenssatt geworden. Nicht lebensmüde, aber lebenssatt. Sie hatte genug vom Hier und Jetzt. Das Angebot, faltenfrei und mit gelenkigen Knochen ihren 130. Geburtstag zu feiern hätte sie dankend abgelehnt.

Sie hoffte auf ein ganz anderes Leben. Das über das Irdische hinaus geht. Wo sich unser Horizont ausdehnt und wir Weite gewinnen. Wo Gott uns zugleich ganz nah ist. Und wir in seiner Nähe eine Wahrheit erkennen, die alles übersteigt, was wir mit unserem menschlichen Denken jemals entdecken und herausfinden können.

Ewiges Leben hat für uns Christen daher nichts mit Zellteilung und Enzymen zu tun. Mit diesem Hinweis möchte ich die Leistung der Forscher in keiner Weise schmälern. Wenn ihre Forschungen tatsächlich dazu führen, den Krebs zu besiegen, sind ihre Erkenntnisse ein großes Geschenk an die Menschheit. Und dafür ist der Nobelpreis sicherlich die angemessene Anerkennung.

Doch ewiges Leben, wie Gott es verspricht, ist viel mehr. Und darum möchte ich es mir nicht von Forschern, sondern von meinem Schöpfer selbst schenken lassen.