Wachkoma-Patientin bringt Kind zur Welt
Weltweit erstmals hat eine nach einem Herzinfarkt ins Wachkoma gefallene Frau nach Auskunft der Uniklinik Erlangen ein gesundes Kind bekommen. Die 40-Jährige hatte den Angaben zufolge in der 13. Schwangerschaftswoche einen Herzinfarkt mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten. Das Kind sei dann nach weiteren 22 Wochen geboren worden, so die Klinik.

"Weltweit ist kein vergleichbarer Fall bekannt, bei dem Ärzten bei einer hirntoten oder Wachkoma-Patientin nach einem Herzinfarkt ein ähnlicher Erfolg gelungen ist", sagte ein Kliniksprecher. Einzelheiten will die Klinik in der kommenden Woche bekanntgeben.

Der erst jetzt veröffentlichte Fall liegt nach Angaben des Kliniksprechers bereits einige Monate zurück. Mutter und Kind seien vor dem Hintergrund eines ähnlichen Falls vor 17 Jahren an der Erlanger Uniklinik von der Öffentlichkeit abgeschirmt worden. Ärzte und Pfleger hätten zudem ihre Handlungen von Anfang an mit einem interdisziplinären Klinischen Ethikkomitee abgestimmt. Um Druck auf die Angehörigen zu vermeiden, soll der Fall erst im Nachhinein anonym veröffentlicht werden.

Bei hirntoten Frauen hatte es in der Vergangenheit wiederholt erfolgreiche Schwangerschaften gegeben. So wurde Anfang der 80er Jahre in den USA das erste Kind einer hirntoten Mutter geboren. Das Mädchen kam fünf Tage, nachdem die Ärzte den Hirntod der Frau diagnostiziert hatten, durch Kaiserschnitt zur Welt. In Deutschland wurde 1991 nach Auskunft des Erlanger Rechtsmediziners Hans-Bernhard Würmeling ein gesundes Kind geboren, nachdem der Körper der Mutter drei Monate lang künstlich funktionsfähig erhalten worden war.

Mit einem Fall, der allerdings mit einer Fehlgeburt endete, hatte die Uniklinik Erlangen im Jahr 1992 für Aufsehen gesorgt - und eine Diskussion darüber ausgelöst, ob eine hirntote Frau ein Kind austragen dürfe. Der Fall war unter der Bezeichnung "Erlanger Kind" in die Medizingeschichte eingegangen. Damals hatten Erlanger Ärzte eine hirntoten Frau noch 40 Tage lang ein Kind austragen lassen.

Der Fall hatte seinerzeit eine bundespolitische Debatte darüber ausgelöst, ob es die Menschenwürde einer toten Frau erlaubt, dass ihr Körper zur Austragung einer Schwangerschaft genutzt wird. Auch die damalige Bundesfrauenministerin Angela Merkel (CDU) war damals der Auffassung gewesen, dass der Fall "im Grenzbereich dessen liegt, was medizinisch machbar und ethisch vertretbar" sei. Vor allem führende sozialdemokratische Politikerinnen hatten damals davor gewarnt, den Körper toter Frauen als "Gebärkörper" zu missbrauchen.

dpa