Heftiger Streit in den USA wegen Nobelpreis für Obama
Die Vergabe des Friedensnobelpreises an Präsident Barack Obama hat in den USA einen heftigen politischen Streit ausgelöst. Nach scharfer republikanischer Kritik an der Entscheidung des Nobel-Komitees sowie an Obamas Politik warfen die Demokraten den Konservativen vor, sich mit islamischen Extremisten in ein Boot gesetzt zu haben.

Die Parteiführung bezog sich dabei auf die radikalislamische Hamas und die afghanischen Taliban, die ebenfalls den Preis für den demokratischen US-Präsidenten kritisiert hatten. Bei den Republikanern rief dieser Vergleich Empörung hervor.

Die US-Medien bewerteten die Auszeichnung überwiegend als eine Bürde für den Präsidenten, der sich erst noch beweisen müsse. Zugleich wurde Obama aber gegen Attacken in Schutz genommen: Es sei nicht seine Schuld, dass er den Preis erhalten habe, schrieb beispielsweise die "Washington Post".

Die Entscheidung für Obama nach nur neunmonatiger Amtszeit war weltweit mit Überraschung, aber im Ausland größtenteils positiv aufgenommen worden. Viele Staats- und Regierungschef hatten Obama gratuliert, so am Samstag auch Kremlführer Dmitri Medwedew. Er lobte die Preisvergabe als "realistische Einschätzung der weltpolitischen Entwicklung" und fügte hinzu: "Ich hoffe, dass diese Entscheidung als zusätzlicher Impuls für unsere gemeinsame Arbeit bei der Schaffung eines neuen Klimas in der internationalen Politik dient."

In den USA kamen dagegen erste Angriffe von der republikanischen Seite, noch bevor Obama am Freitag in einer kurzen Rede im Rosengarten des Weißen Hauses erklärte hatte, er werde den Preis annehmen. Der Präsident äußere sich selbst "überrascht" und "zutiefst geehrt" von der Preisvergabe und machte zugleich klar, dass er sie nicht als Auszeichnung für seine Errungenschaften verstehe, sondern als einen "Aufruf" zum Handeln. Das Preisgeld von umgerechnet 1,4 Millionen Dollar will er für wohltätige Zwecke spenden.

Obama berät neue Afghanistan-Strategie

Obama setzte schon wenige Stunden nach Bekanntwerden der Preisvergabe seine Tagesgeschäfte fort. Erneut beriet er mit seinen wichtigsten Sicherheitsexperten mehrere Stunden lang eine neue Afghanistan-Strategie. Der Kommandeur der internationalen Truppen in dem Land, US-General Stanley McChrystal, dringt auf die Entsendung von 40.000 zusätzlichen Soldaten.

Nur wenige Republikaner rangen sich zu einem Glückwunsch für Obama durch. Obamas Wahlkampf-Rivale John McCain äußerte sich höflich-diplomatisch. Der Preis spiegele die Erwartungen, die an Obamas Politik geknüpft würden, sagte McCain dem Sender CNN. "Ich bin sicher, Obama versteht, dass er dem jetzt noch mehr gerecht werden muss." Der langjährige Senator fügte hinzu: "Aber als Amerikaner sind wir stolz, wenn unser Präsident einen Preis in einer derart prestigeträchtigen Kategorie erhält."

Äußerst scharfe Kritik kam dagegen vom republikanischen Parteivorsitzenden Michael Steele. Die Amerikaner fragten sich, "was hat Obama tatsächlich erreicht?" Eine Sache sei sicher: "Präsident Obama wird keine Preise von Amerikanern für seine Arbeitsbeschaffung, fiskales Verantwortungsbewusstsein oder für das Untermauern von Rhetorik mit konkreten Taten erhalten." Ähnlich beißend waren viele konservative Kommentare in Internet-Blogs.

dpa