EKD: Huber distanziert sich von Ökumene-Papier
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist bemüht, Irritationen in der katholischen Kirche über ein internes Papier aus dem EKD-Kirchenamt zu entkräften. Das derzeit öffentlich diskutierte Papier zum Stand der ökumenischen Beziehungen hätten sich die Gremien der EKD zu keinem Zeitpunkt zu eigen gemacht, erklärte der Ratsvorsitzende Wolfgang Huber am Freitag auf Anfrage.

Für die Gestaltung der Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche habe der Text deshalb keine Bedeutung. Bischof Huber ergänzte, er bedauere ausdrücklich die Irritationen, die aus der "missbräuchlichen Weitergabe" des Papiers entstanden seien.

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Zuvor hatte der Sprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) die Erwartung geäußert, dass die evangelische Kirche die Sache kläre und mit den Bischöfen das Gespräch suche. In der nächsten Woche ist turnusmäßig ein Meinungsaustausch zwischen dem EKD-Kirchenamt und dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz vorgesehen.

FAZ spekuliert über "ökumenischen Flurschaden"

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) zitierte in der Freitagsausgabe aus dem Dokument, das eine zugespitzte Einschätzung zum aktuellen Verhältnis von evangelischer und katholischer Kirche zum Gegenstand hat. Das Papier könnte dem Bericht zufolge zu einem "ökumenischen Flurschaden" führen, dessen Ausmaß noch nicht abzusehen sei. Hinter der Veröffentlichung des Dokuments könnte eine "gezielte Indiskretion" stecken, wird in dem Zeitungsbeitrag vermutet. FAZ-Autor Reinhard Bingener äußert seine Vermutung auch in einem Blog. Zuvor hatte auch die Berliner "tageszeitung" über die Angelegenheit berichtet.

Das Papier, das dem epd vorliegt, war eine Vorlage für die Julisitzung der Kirchenkonferenz, die Vertretung der evangelischen Landeskirchen. Verfasser ist Oberkirchenrat Thies Gundlach, der im Kirchenamt Abteilungsleiter für "kirchliche Handlungsfelder" ist und maßgeblich den EKD-Reformprozess vorantreibt.

In der Vorlage ist von Spannungen innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland sowie von "hausgemachten Irritationen" seit dem Amtsantritt von Papst Benedikt XVI. die Rede. Seit 2005 stelle sich die Grundfrage, ob die römisch-katholische Kirche mit diesem Papst ihr Verhältnis zum Zweiten Vatikanischen Konzil neu justieren wolle, heißt es in dem Papier. Als Hinweise dafür werden angeführt die Regensburger Rede des Papstes aus dem Jahr 2006, die Neufassung der Karfreitagsfürbitte sowie die Wiederzulassung der sogenannten Tridentinischen Messe. Als "größter Schaden" wird die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft durch den Papst Anfang 2009 bewertet.

Zugespitzte Thesen

Diese Vorgänge könnten entweder als Ausdruck von "Inkompetenz der Vatikanführung" oder als Hinweis auf eine Kurskorrektur gedeutet werden, wird gefolgert. Die Verunsicherung spiegele sich auch in der katholischen Kirche in Deutschland wider. Das Ringen unterschiedlicher Strategien - Profilierung oder Öffnung - werde das Verhältnis der katholischen zur evangelischen Kirche in naher Zukunft bestimmen, wird als Erwartung formuliert. Die katholische Kirche schwanke zwischen "öffnenden Gesten und ruppiger Abgrenzung, zwischen ökumenischen Einladungen und profilierender Abgrenzung". Vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gehe keine orientierende und prägende Kraft aus.

Der lutherische Catholica-Beauftragte, der Braunschweiger Bischof Friedrich Weber, sagte der FAZ, es werde "einige Mühe kosten, das wieder einzufangen". Weber gehört zu den profiliertesten evangelischen Ökumenikern in Deutschland. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Bereits in der Sitzung der Kirchenkonferenz im Juli hatte der Tenor des Papiers deutliche Kritik erfahren. Ihm war von den evangelischen Landesbischöfen Johannes Friedrich (München) und Ulrich Fischer (Karlsruhe) widersprochen worden.

epd/evangelisch.de