Der Historiker Paul Nolte ist am Mittwochabend feierlich als neuer Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin eingeführt worden. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte den 46 Jahre alten Wissenschaftler Anfang September zum Nachfolger von Robert Leicht (65) berufen. Der ehrenamtliche Präsident vertritt die Akademie in der Öffentlichkeit.
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Nolte ist seit 2005 Professor für Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin. Er ist zudem Mitglied des Beirates des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und stellvertretendes Mitglied der EKD-Synode. Einer größeren Öffentlichkeit ist der Historiker durch seine Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften zur Wertedebatte sowie durch seine Bücher "Generation Reform" (2005) und "Riskante Moderne" (2006) bekannt geworden. Nolte war Assistent von Hans-Ulrich Wehler und habilitierte sich für Neuere Geschichte in Bielefeld.
Kontroverse Debatten zu erwarten
Der Präsident der Humboldt-Universität und Kirchenhistoriker Christoph Markschies sagte in einem Grußwort, die Berufung Noltes verspreche kontroverse Debatten. Dafür sei dem Rat der EKD zu danken. Bei aller Notwendigkeit, das Profil der evangelischen Kirche zu schärfen, müsse es auch Orte geben, an denen darüber gestritten werde, wie es in der Welt und in der Kirche auch aussehen könnte. Noltes Vorgänger Leicht würdigte er als einen "Laientheologen von echtem Schrot und Korn". Dem Juristen und Journalisten komme das Verdienst zu, die Evangelische Akademie zu Berlin zu einer herausragenden Einrichtung unter den Akademien des Landes gemacht zu haben.
Der bisherige Akademiepräsident Leicht hatte sein Amt Ende Juni zur Verfügung gestellt. Der Publizist und frühere Chefredakteur der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" hatte das Ehrenamt seit der Eröffnung der Akademie 1999 inne. Träger der Akademie sind die EKD und die Berlin-Brandenburgische Kirche. Die Präses der EKD-Synode und Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckhardt nannte Leicht einen "Leuchtturm des christlichen Glaubens", der sich die Freiheit nehme, die Dinge beim Namen zu nennen. Er habe die Evangelische Akademie zu einem eigenständigen Denkort gemacht und hinterlasse seinem Nachfolger ein "wohlbestelltes Haus".