Nach Vorreiter Aldi, bei dem das 250-Gramm-Päckchen Markenbutter jetzt 85 statt 65 Cent kostet, hätten auch die meisten anderen Handelsketten nachgezogen und die Preise für die günstigste Butter auf Aldi-Niveau angehoben. Der Grund für die Preiserhöhung seien neue Verträge für Butter zwischen Handel und Molkereien mit erheblich höheren Einkaufspreisen. Auch für Milch, Quark und Sahne rechnen die Marktexperten mit höheren Preisen.
Die Milchbauern bleiben trotz dieser Signale zerstritten. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter kritisierte Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) scharf. Wenn sie bei der EU-Kommission weitere Finanzmittel fordere, mache sie dies für den Deutschen Bauernverband. Der Bauernverband, in dem die Mehrzahl der deutschen Milchbauern organisiert ist, verlangte von den Milchviehhaltern, er solle von der Forderung nach einer Steuerung der Milchmenge abrücken. Bei dem Milchgipfel am vergangenen Freitag im Kanzleramt konnten sich beide Gruppen nicht auf eine gemeinsame Linie verständigen.
Bundesregierung und Bauernverband halten höhere EU-Exporthilfen für sinnvoll. Der entscheidende Schlüssel zur Lösung der Milchkrise seien absatzfördernde Maßnahmen sowie Direkthilfen, teilte der Bauernverband mit. Die Milchviehhalter fordern, die Milchmenge national zu begrenzen. Merkel will mit den Ländern über eine Einschränkung der Saldierung sprechen, bei der Lieferungen von zu viel und zu wenig Milch miteinander verrechnet werden. Einig sind sich allerdings alle darin, die Erhöhung der Milchquote - der Obergrenze der Produktion - vorerst auszusetzen. Dies hat jedoch EU- weit keine Chance.
Beim Treffen der EU-Agrarminister hatten 20 EU-Staaten am Montag in Brüssel einen neuen Rechtsrahmen zur Stärkung der Position der Milchproduzenten verlangt. Hunderte Milchviehhalter hatten mit Traktoren in Brüssel demonstriert.