Im ersten Jahr verdienen Berufsanfängerinnen danach im Durchschnitt 2.197 Euro, Männer jedoch 2.677 Euro, sagte Projektleiter Reinhard Bispinck. Für die Studie im Auftrag des Familienministeriums wurden die Verdienste von 16.000 Berufsanfängern ausgewertet. Grundlage der Untersuchung ist der Datensatz der Lohnspiegel-Datenbank, die auf einer seit 2004 laufenden Online-Erhebung basiert. Die Auswertung bezieht 106.000 Datensätze ein, darunter rund auch die 16.000 Datensätze von Berufsanfängerinnen und -anfängern mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung. Für den europäischen Vergleich zogen die Forscher 75.000 Datensätze für Berufsanfänger/innen aus acht Ländern heran.
Generell bekommen Frauen in Deutschland im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer. Bei gleicher Ausbildung, gleichem Alter und gleichem Beruf liegt das Minus immer noch bei zwölf Prozent.
Bei näherer Betrachtung hat sich nach den Worten Bispincks herausgestellt, dass sich etwa 40 Prozent der Lohnkluft weder mit unterschiedlicher Qualifikation noch mit frauen- oder männerspezifischer Berufswahl erklären lassen. Vielmehr zeige sich darin "das Fortbestehen geschlechtsspezifischer Lohndiskriminierung".
Laut Studie wächst der Lohnabstand mit zunehmenden Berufsjahren: Frauen mit vier bis zehn Jahren im Beruf liegen beim Verdienst 21,8 Prozent hinter ihren männlichen Kollegen. Im Westen fällt die Kluft höher aus als im Osten. Dort schrumpft sie - anders als im Westen - sogar mit wachsender Zahl der Berufsjahre.
Die größte Einkommenskluft wurde mit 21,2 Prozent im Kredit- und Versicherungsgewerbe ermittelt, die geringste - mit 4,9 Prozent - in der Energie- und Wassersparte. Dabei stellte sich heraus: Der absolute Einkommensrückstand weiblicher Berufsanfänger liegt umso höher, je größer der Betrieb ist. Relativ bleibt die Kluft aber weitgehend gleich.
Im europäischen Vergleich mit sieben anderen Ländern liegt Deutschland beim sogenannten Gender Pay Gap (GPG) im oberen Drittel. Die Spannweite des GPG bei Berufsanfänger/innen reicht von 9,4 Prozent in Belgien und 9,8 Prozent in Dänemark bis zu 26,0 Prozent in Polen und 30,4 Prozent in Spanien.