Tropensturm "Ketsana": Vorbote des Klimawandels
Die Zahl der Unwettertoten ist auf den Philippinen nach dem Sturm "Ketsana" auf mindestens 240 gestiegen. Doch es kann noch schlimmer kommen. Die Natur schlägt zurück.
29.09.2009
Von Girlie Linao und Christiane Oelrich

Verzweifelt stehen auf den Philippinen zehntausende Menschen vor den Trümmern ihres Lebens. Tropensturm Ketsana hat mit seinen Rekordregenfällen unzählige Existenzen zerstört. Die Wassermassen rissen Menschen mit, Häuser, Autos und den fruchtbaren Boden der Bauern. Auch in Vietnam gibt es erste Todesopfer. Eine schreckliche Ahnung trifft die Menschen jetzt: Die Heftigkeit des Unwetters könnte ein Vorgeschmack auf noch schlimmere Katastrophen sein.

[linkbox:nid=3331,3236;title=Mehr zum Thema]

"Die Natur schlägt zurück", meinte Energieminister Lito Atienza. "Die Umweltzerstörung ist ein Riesenproblem, das wir in den Griff bekommen müssen." Atienza sprach zum Beispiel auf das Abholzen der Wälder an, für Feuerholz, zum Abbau von Bodenschätzen, für Reisfelder, Plantagen und neue Wohngebiete. Dadurch verliert der Boden Haftung. Ganze Abhänge rutschen, wenn sie durchnässt sind, ab und begraben Dörfer unter sich. 20 Erdrutsche zählten die Provinzen Rizal und Pampanga während des jüngsten Sturmes.

Globale Erwärmung als Ursache

Doch war Ketsana auch heftiger als jeder Taifun, den die Region um die Hauptstadt Manila in den vergangenen 40 Jahren erlebt hat. In Manila fiel in neun Stunden mehr Regen als sonst in einem ganzen Monat. "Die Alarmglocken schrillen", meinte Atienza. "Dies ist der Klimawandel. So etwas wird immer wieder passieren, wenn wir nicht die nötigen Schritte unternehmen, um den Klimawandel aufzuhalten." Einen Bogen zur globalen Erwärmung schlägt auch Klimatologin Flaviana Hilario vom staatlichen Wetteramt. "Die Regenfälle werden eindeutig heftiger als das, was bis gewohnt sind", meinte sie.

Die chaotischen Zustände nach dem Tropensturm zeigten, wie wenig die Philippinen auf Umweltkatastrophen dieser Art vorbereitet seien, meinte der Südostasien-Direktor der Umweltschutzorganisation Greenpeace, Von Hernandez. Dasselbe gelte für die meisten anderen Länder in der Region. Er forderte die reichen Länder auf, Geld für Anpassungsmaßnahmen in den armen Ländern bereitzustellen. Die Treibhausgase, die das Klima verändern, wurden schließlich von den Industrieländern ausgestoßen. "Was Angst macht ist, dass Katastrophen wie Ketsana noch milde sind verglichen mit dem, was kommt, wenn der Klimawandel nicht aufgehalten wird", meinte er.

UN-Beratungen in Thailand

Während auf den Philippinen zehntausende Menschen ums Überleben kämpfen, beraten in Thailand Regierungsvertreter aus 177 Ländern über das geplante neue Weltklimaschutzabkommen. Es soll im Dezember in Kopenhagen verabschiedet werden. Dort müssen sich die Länder nach Überzeugung von Klimaexperten auf eine drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen einigen, um eine Klimaerwärmung mit unvorhersehbaren Folgen noch abwenden zu können. Dabei geht es aber auch um die Finanzierung des Anpassungsfonds, um ärmeren Ländern zu helfen, sich für Unwetter, Dürren, Überschwemmungen und Meeresspiegelanstieg besser zu wappnen.

Es gibt zwar jede Menge Absichtserklärungen, doch ist das Abkommen noch lange nicht unter Dach und Fach. Die Katastrophe auf den Philippinen sei eine deutliche Mahnung, meinte der philippinische Präsidentenberater für Klimafragen, Heherson Alvarez. "Die Länder müssen jetzt dringend handeln, um eine weitere Verschlimmerung der Stürme abzuwenden und tief liegende Inselstaaten wie die Philippinen zu retten."

dpa