Welch eine Schlappe! Die ehemals so stolzen Sozialdemokraten, die Partei von Bebel, Ollenhauer, Schumacher und Brandt ist auf ihrem parlamentarischen Tiefpunkt angekommen. Als Gerhard Schröder vor elf Jahren die Wahl gewonnen und den CDU-Kanzler Helmut Kohl aus dem Amt gedrängt hatte, konnte niemand ahnen, dass die SPD am Gipfelpunkt einer ungeahnten Talfahrt stehen würde. Ein rot-grünes Projekt sollte es werden, die erfolgreiche Wende in eine ökologische Politik sollte beginnen. Heute stehen die Grünen als gestärkte Oppositionspartei da, den Sozialdemokraten bleibt der Scherbenhaufen.
Eine besondere Tragik bietet die Person Frank Walter Steinmeier. Der Mann in der zweiten Reihe, der durch seine herausragenden politischen Managementfähigkeiten Gerhard Schröder in dessen Rolle als Ministerpräsident von Niedersachsen und dann als Bundeskanzler entscheidend geholfen hat, steht heute vor einem politischen Desaster.
Steinmeier, ein aufrechter Politiker und überzeugter evangelischer Christ, muss seine Partei jetzt aufrichten. Wie aber soll ihm das gelingen? Ihm klebt nun das Prädikat des Verlierers an, mit ihm an der Spitze hat die Partei einen nie gekannten Erdrutsch erlebt. Die Linken-Politiker Gysi und Lafontaine an den Hacken, inmitten einer verunsicherten Partei und vier Jahre Opposition vor sich will sich Steinmeier um den Wiederaufbau der Sozialdemokraten kümmern. Ob ihm das gelingt, ist völlig ungewiss.
Vielleicht schlägt der SPD mit der Wahl 2009 die historische Stunde. Nicht ausgeschlossen, dass sie ihren Charakter als Volkspartei verloren hat. Ein Zurück gibt es wohl nur an der Seite der Linken. So wie es heute aussieht, schwingen dann aber eher Lafontaine, Gysi und Bisky den Taktstock als Steinmeier oder Müntefering. Hinter denen laufen sich wahrscheinlich schon andere Sozialdemokraten warm. Ob die wohl Nahles oder Wowereit heißen? Das ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.