Das sagen Kirchenvertreter in NRW zur Bundestagswahl
Deutschland hat gewählt und sich für einen Machtwechsel entschieden. Künftig wird das Land von Union und FDP regiert, während vor allem die SPD in die Röhre guckt. Schon sprechen einige von der „Biene-Maja-Koalition“, während andere noch eins oben drauf setzen, und den FDP-Chef „Wester-Willi“ nennen.Doch die neue Legislaturperiode dürfte für alle Beteiligten zu schwer werden, als sich verbal darüber lustig machen zu können. Zu gravierend sind die Probleme, mit denen deutsche Politikerinnen und Politiker zu kämpfen haben.

Vermutlich wird sich erst in den kommenden Wochen das volle Ausmaß der Finanz- und Konjunkturkrise offenbaren. Und es wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch unter der neuen Regierung zeigen, wie begrenzt die Handlungsspielräume sind.

Dr. Martin Dutzmann, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, versprach den Politikerinnen und Politikern, dass die evangelische Kirche sie mit Gebet und Mitdenken begleite. Zugleich, so Dutzmann weiter, werde man als Kirche darauf achten, „dass die Schere zwischen armen und reichen Menschen in unserem Land sich nicht noch weiter öffnet“.

Oberstes Ziel der Politik müsse es sein, so Präses Nikolaus Schneider von der Evangelischen Kirche im Rheinland, dass die Gesellschaft in Frieden und Gerechtigkeit zusammen halte.

„Wir werden die neue Regierung – wie auch schon die bisherige – daran messen, wie sie an Gottes Wort gewonnene Einsichten Wirklichkeit werden lässt.“ Das betonte Alfred Buß, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Dies gelte besonders mit Blick auf Gerechtigkeit, etwa bei der Kinderarmut, dem sorgsamen Umgang mit Gottes Schöpfung und in der weltweiten Wirtschaft. Buß: „Wir brauchen eindeutige Rahmenbedingungen, die verhindern, dass die ungezügelte Gier Einzelner wirtschaftliche Schäden anrichtet, unter denen alle zu leiden haben.“

Die drei Statements im vollen Wortlaut:


Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann:

Die Wählerinnen und Wähler haben gestern für vier Jahre einen neuen Bundestag gewählt. Den Gewählten spreche ich im Namen der Lippischen Landeskirche herzliche Glückwünsche aus. Wir danken allen, die Lebenszeit und Lebenskraft einsetzen, um unser Gemeinwesen zu gestalten. Alle Politikerinnen und Politiker  können sich darauf verlassen, dass die evangelische Kirche sie mit ihren Gebeten und mit ihrem Mitdenken und Mitreden begleitet.

Insbesondere werden wir darauf achten, dass die Schere zwischen armen und reichen Menschen in unserem Land sich nicht noch weiter öffnet und dass wir mit unserem Lebensstil den kommenden Generationen nicht noch mehr Lasten aufbürden. Die Staatsverschuldung muss deshalb deutlich gesenkt und dem Klimawandel wirksam begegnet werden.


Präses Nikolaus Schneider:

"Sechs Parteien im neuen deutschen Bundestag zeigen: Das ,Ausfransen' in Interessengruppen macht es umso notwendiger, dass der Zusammenhalt der Gesellschaft in sozialem Frieden und Gerechtigkeit erstes Ziel der Politik bleiben muss."
 

Präses Dr. h.c. Alfred Buß:

Wir werden die neue Regierung – wie auch schon die bisherige – daran messen, wie sie an Gottes Wort gewonnene Einsichten Wirklichkeit werden lässt. Das gilt besonders im Blick auf Gerechtigkeit: In der Armut von Kindern etwa zeigt sich ein Mangel an Gerechtigkeit, der uns nicht kalt lassen kann. Wer arm ist, wer arbeitslose Eltern hat, ist ausgeschlossen – materiell, gesellschaftlich, kulturell, bildungsmäßig.

Das gilt auch für den sorgsamen Umgang mit Gottes Schöpfung: Der Klimawandel hat ganz viel mit Gerechtigkeit zu tun – die Menschen in den armen Ländern, die ihn am wenigsten verursacht haben, leiden am stärksten darunter. Und unsere Kinder und Enkel werden davon betroffen sein. Auch Atomenergie und Gentechnik bedeuten für uns und für sie ein Risiko, das kein Mensch beherrschen kann.

Um Gerechtigkeit geht es auch in der weltweiten Wirtschaft. Nach dem Finanzdesaster ist eins klarer denn je: Wir brauchen eindeutige Rahmenbedingungen, die verhindern, dass die ungezügelte Gier Einzelner wirtschaftliche Schäden anrichtet, unter denen alle zu leiden haben.