5 - Der politische Gottesdienst im Frankenthal
In der Pfalz feierte eine Gemeinde einen ganz besonderes Gottesdienst. Das Klima und der gesellschaftliche Zusammenhalt standen im Mittelpunkt. Neben der evangelischen Perspektive.
27.09.2009
Von Martin Rothe

[linkbox:nid=3056,2554,3062,3073,3078,3092,3085,3084,3103,3105;title=So waehlt Deutschland ]

Ein politischer Gottesdienst sollte es sein, aber einer ohne Wahlempfehlung: Die Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde im pfälzischen Frankenthal nutzte den Wahlsonntag, um in einer Matinee Themen wie den Klimawandel und die Schere zwischen Reich und Arm zu debattieren. Aus evangelischer Perspektive.

Der Duft von frischem Kaffee erfüllt die Vorhalle der klassizistischen Innenstadt-Kirche mit den hohen Säulen vor dem Eingang. Im Foyer hat der Weltladen einen Stand aufgebaut, an dem fair gehandelte Fußbälle, Honig und Schokolade zu haben sind. Über 50 Leute stehen um die weißen Bistrotische. Sie unterhalten sich über ihre bevorstehende Stimmabgabe und über den Wahl-o-mat.

Für ein nachhaltiges Leben

Mehrere blättern interessiert in einem dicken Buch mit dem Titel „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“. Der 30-jährige Pfarrer der Gemeinde hat die neue Studie des BUND und zweier evangelischer Hilfswerke gerade seiner Gemeinde präsentiert. Es geht darin um Visionen für ein nachhaltiges Leben mit erneuerbaren Energien, mit gerechter Teilhabe für alle und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Kurz: um eine neue „Tugend der Einfachheit“, wie es der Gastprediger vom Diakonischen Werk auf den Punkt gebracht hatte.

Diesmal haben auch die anwesenden Konfirmanden gespannt zugehört. „Ich wünsche mir mal einen Tag, an dem alle Radios, Fernseher, Computer und Handys abgeschaltet sind“, steht auf einem der grünen Hoffnungszettel, die die Gottesdienstbesucher an eine Pinnwand gehängt haben. Eine Frau mittleren Alters in eleganter Bluse freut sich über diesen besonderen Gottesdienst zum Wahlsonntag: „Das ist mal was anderes“, sagt sie. Und geht wählen.