3 - Am Hindukusch gibt's keine Plakate, aber Briefwahl
"Mündige Staatsbürger in Uniform": Das ist das Leitbild für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr - da gehört das Wählen dazu, logisch. Aber wie funktioniert die Wahl für diejenigen, die gerade im Auslandseinsatz sind?
27.09.2009
Von Ulrich Pontes

[linkbox:nid=3056,2554,3062,3073,3078,3092,3085,3084,3103,3105;title=So waehlt Deutschland ]

"Hier herrscht keine Politikverdrossenheit", erzählt Militärpfarrer Werner Buckel, der momentan in Bosnien-Herzegowina mit Bundeswehrsoldaten der EU-Mission EUFOR unterwegs ist. Man merke genauso wie in Deutschland, dass es auf die Wahl zugehe. Einzige Ausnahme: Es gebe auf Bundeswehr-Gelände keine Wahlplakate - schließlich entscheidet in Deutschland die Politik über die Bundeswehr, diese darf also keinen Einfluss auf die Wahlentscheidung der Soldaten ausüben.

Die Entfernung von zuhause schmälert das Interesse an Politik aber nicht, ist die Erfahrung des Militärpfarrers: "Es wird ganz handfest diskutiert, etwa nach unseren Gottesdiensten am Samstagabend, zu denen jeweils ein Großteil des Kontingents kommt." Von besonderem Interesse seien natürlich Forderungen mit Auswirkungen auf die Bundeswehr und ihre Einsätze - etwa die nach Abschaffung der Wehrpflicht. Ansonsten gelte: "Dass der Wahlkampf in Deutschland so still und sanft verläuft, strahlt auch hierher aus."

Am Wahlabend ist Eigeninitative gefragt

Wählen können die Soldaten wie alle anderen im Ausland befindlichen Bundesbürger: per Briefwahl und ausreichend früh, damit der Stimmzettel per Post rechtzeitig in Deutschland eintrifft. Oberstleutnant Jörg Langer, Sprecher für den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan, betont ebenso wie der Militärseelsorger, dass auf Liegenschaften der Bundeswehr kein Wahlkampf stattfindet - "aber Fernsehen, Zeitungen und Internet sind natürlich verfügbar, so dass sich jeder in seiner Freizeit informieren kann". Die Bundeswehr weise die betroffenen Soldaten darauf hin, dass sie sich darum kümmern müssen, an der Briefwahl teilzunehmen: "Die Wahlbenachrichtigung bekommt jeder an seine Heimatadresse. Man muss sich also darum kümmern, bei der Post einen Nachsendeauftrag zu stellen oder sich die Post von Familie oder Freunden nachschicken lassen." Ob man das mache und dann wirklich wähle, sei somit die individuelle Sache jedes Einzelnen.

Auch am Wahlabend ist am Hindukusch Eigeninitiative gefragt: Offizielle Wahlpartys gebe es keine, sagt der Bundeswehr-Sprecher. "Aber natürlich kann es sein, dass sich ein paar zusammentun und gemeinsam die Hochrechnungen im Fernsehen verfolgen."