Tiere in unserem Leben - warum wir sie lieben oder nicht
"Tiere sind die besten Freunde", sagte Mark Twain. Allerdings nicht für alle. Manche entwickeln eine zärtliche Beziehung zu Tieren, andere nicht.
25.09.2009
Von Kateryna Malenko

Wenn der Kater der Allergie weichen muss

Lena Sarika Dietermann, 28, ist Studentin an der Hochschule Darmstadt. Ein altes Foto liegt bei ihr immer im Portemonnaie. "Er heißt Bajka", erzählt Sarika Dietermann. Er ist der Hund ihrer Kindheit. Vor neun Jahren ist sie umgezogen, der tierische Freund wohnt jetzt bei ihren Eltern. "Aber mein Liebling ist eigentlich mein Kater Noel", setzt sie fort, und der durfte mit. Nach dem Umzug allein wohnen und dazu noch ziemlich weit von Familie und Freunden - das sei nicht einfach gewesen. Zum Glück hatte sie den Kater. Die Studentin erinnert sich vor allem an die Abende: "Ich bin von der Arbeit nach Hause gekommen, und Noel hat mich schon an der Tür freundlich begrüßt." Ob sie las, im Internet chattete oder arbeitete, Noel saß dabei immer auf ihrem Schoß. „Da war ich nicht einsam“, erinnert sich Sarika.

Heute sind die gemütlichen Abende mit Kater nur noch eine Erinnerung. Die Ursache: Allergie. Sarikas Freund verträgt Tierhaare nicht. „Das wusste ich schon ein paar Tage nach dem Kennenlernen“, sagt Sarika. Trotzdem wohnen die beiden schon seit zwei Jahren zusammen. Die Abende sind immer noch gemütlich, allerdings ohne Noel. Den Kater hat sie zu guten Freunden gegeben. „Die Beziehungen zu Menschen sind mir doch wichtiger“, sagt Lena Sarika. Und Noel? "Er wohnt bei meinen Freunden und wird gut gepflegt."

Auf die Frage, ob sie in Zukunft wieder ein Haustier haben möchte, antwortet Lena Sarika seit kurzen wieder mit einem Lächeln. Sie hat gemeinsam mit ihrem Freund eine Hunderasse gefunden, die auch für Allergiker geeignet ist. Der Hund nennt sich Goldendoole und ist eine Mischung aus Golden Retriever und Pudel. Das Tier sieht wie ein Retriever aus, löst allerdings wegen der Pudel-Einmischung keine Allergie aus. Lena Sarika: "Darauf freuen wir uns schon riesig. Mein Freund hat ja Tiere auch unheimlich gern."

Das beste Tier ist das, das am meisten Fleisch hat

Gerhard Lauer, 55, ist staatlich geprüfter Landwirt. Mit 14 Jahren hat er seine erste Kuh gemolken, heute besteht sein Haushalt aus 45 Rindern, drei Schafen, zwei Kaninchen, zwei Katzen und einem Hund. Von der langen Liste sind die Haustiere Begleiter für ihn und seine Familie da."Mit den Katzen und Kaninchen spielen meine 15-jährige Tochter und mein elfjähriger Sohn gerne. Meine Frau ist leider vor neun Jahren gestorben." Lauer betreibt seinen Bauernhof inzwischen allein, darum muss er seine Zeit eben doch meistens den Nutztieren widmen. "Die besten Zeiten waren in Neunzigern", sagt er, "ich hatte drei volle Ställe mit Kühen und Hühnern." Das war nicht alles: Ein Bulle war auch dabei, und Bauer Lauer züchtete seine Kühe selbst.

Lauer sitzt auf einem Stuhl in seiner Küche. Im Haus ist es still. "Eine Kuh war früher wie ein Mensch für mich", sagt er plötzlich, "bis ich ein Mal Pech gehabt habe." Zwei seiner Kühe waren nach dem Kalben so schwach, dass sie nicht mehr aufstehen konnten. Es mangelte den Milchkühen an Calcium, beide hatten Milchfieber. Wenn ein Tierarzt das Tier nicht sofort entsprechend behandelt, endet die Krankheit meistens tödlich. Bauer Lauer wollte seine Kühe retten und rief einen Tierarzt. Nach zwei Wochen Behandlung mussten sie trotzdem eingeschläfert werden. "Es hat mich sehr viel Geld und Zeit gekostet", ärgert er sich, "schlachten konnte ich auch nicht, ist verboten". Seitdem stecke er weniger Geld in seine Tiere, sagt der Bauer.

Auch im Stall herrscht Stille. Nur 45 Rinder füllen das fast leere Gebäude. Lauer führt über seinen Hof: "In letztem Monat habe ich die Hälfte der Rinder an Russen verkauft", in diesem Monat wolle er weiter verkaufen, leider gebe es keine Angebote. Lauer zieht seine Rinder auf und verkauft sie an Metzger. Die Zeiten seien nicht mehr wie früher, sagt er, in der Landwirtschaft fühlt er sich jetzt fremd. "Obwohl mein Vater, Opa und Uropa gleichfalls Bauern waren, will ich das nicht an meinen Sohn weitergeben", zeigt er sich entschlossen. Er plant, die übrigen Rinder im Winter und den Stall selbst im Frühling zu verkaufen.

Um die Beziehung zu den Tieren nicht zu verlieren, streichelt Lauer seine Rinder. Dabei denkt er aber auch an den möglichen Ertrag. "Mein Liebling ist das rote Kalb", zeigt er in eine Ecke. Das Tier ist erst zwei Monate alt: "Das ist eine besondere Art Rinder, sie haben zum Essen besonderes viel Fleisch." Der Spaziergang endet auf dem Hof. Ein abgemagerter Hund sitzt dort in einem Käfig. "Mein letzter Hund ist vor vier Monaten abgehauen. Ich habe Angst, dass der auch abhaut", sagt Lauer. Wenn seine Rinder verkauft sind, wird er kaum noch Tiere haben.

Ein Leben ohne Tiere ist nichts für mich

Brigitte Schöneberger, 58, ist gelernte Chemikantin. Täglich geht sie mit ihrem Hund spazieren. Egal ob Einkauf, Besuch oder Urlaub, Nelly ist schon seit 14 Jahren immer dabei. Seit Januar diesen Jahres ist Nelly allerdings blind und komplett auf die Hilfe ihrer Besitzerin angewiesen. "Seitdem hat sich einiges in meinem Leben verändert, und zwar habe ich jetzt meine Nelly noch mehr lieb", sagt Frau Schöneberger. 42 Jahre lang hat sie in ihrem gelernten Beruf gearbeitet, seit zwei Jahren arbeitet sie nicht mehr. "Ein Leben ohne Hund kann ich mir kaum vorstellen", erzählt die Vierbeiner-Freundin.

Nelly ist nicht der erste Hund in ihrem Leben. Das erste Mal hat ein Hund vor 26 Jahren das Haus der Familie Schöneberger betreten. Ihr kleiner Sohn wollte unbedingt ein Haustier. "Er hat ununterbrochen gesagt: Bitte Mama, bitte Mama, bitte Mama …", erinnert sich Brigitte Schöneberger. Sie konnte dem Wunsch ihres Sohnes nicht widerstehen, aber gerade zu der Zeit brachte ihr Mann einen Hund von Bekannten mit nach Hause. Die Frage war schnell geklärt: "Ab sofort hatten wir einen Hund."

Zu ihren Hunden hat Brigitte Schöneberger eine besondere Beziehung. Der Sohn ist mittlerweile groß geworden und von ihrem Mann hat sich die Tierfreundin scheiden lassen. Nur den Hund kann keiner ersetzen. "Ich freue mich, dass Nelly dabei ist. Mit ihr habe immer was zu tun", sagt sie. Weder am Tag noch in der Nacht trennen sich die beiden Freunde. "Ich bin Diabetikerin. Das weißt Nelly auch. Denn wenn ich abends vor dem Schlafengehen meine Spritze nehme, sitzt Nelly dabei. Danach gehen wir sofort schlafen", erzählt die 58-Jährige.

Durch ihr Haustier hat die Hundebesitzerin viele neue Freunde kennengelernt. Viele Menschen kommen von selbst auf sie zu. "Gestern war ich im Park. Da war eine Fotografin, die Nelly sehr süß fand und ganz viele Fotos von ihr gemacht hat", sagt sie stolz. Seit kurzem hat Nelly ihren eigenen Hundewagen, ein Geschenk einer Nachbarin, denn schließlich wird Nelly auch alt. Auf einen Hund wird Brigitte Schöneberger aber nie verzichten. "Wenn die Nelly stirbt, will ich unbedingt einen Nachfolger haben. Warum nicht?"

Hilfe, ich hasse Tiere!

Mosilor, Alter und Beruf unbekannt. Im Forum forum.freenet.de schreibt er: "Ja, ich bin extrem kalt, abgesehen davon, dass sie (Hunde) immer stinken, laut sind, überall hinscheißen, manche einen ständig beschnuppern oder ankläffen." Ein Paar Sätze weiter erzählt er, warum er die "Köter" nicht mag: "Ich wurde von einem gekratzt und hab seitdem eine blöde Narbe – natürlich auch noch im Gesicht."

Hallo338, Alter und Beruf unbekannt. Im forum.gofeminin.de schreibt sie: "Hilfe! Ich hasse unsere Nachbarskatze!" Und weiter: "Ich wohne alleine in einer wunderschönen großen Wohnung, bin erst vor vier Monaten eingezogen. Wenn da nicht die Katze von nebenan wäre!!! Tag für Tag singt, miaut und schreit sie, raubt uns Nachbarn den Schlaf. Doch die Besitzerin will die Katze nicht weggeben."

So sind also wir Menschen – gleich und verschieden zugleich. Und wie stehen Sie zu Tieren? Diskutieren Sie mit in unserem Kreis "Tierecke".