Zwischen Himmel und Erde - Frankfurt
Auf dem größten deutschen Airport in Frankfurt am Main kümmert sich Pfarrerin Ulrike Johanns mit ihrem Team um die Anliegen von Passagieren und Beschäftigten. Als einen "Spiegel der Gesellschaft und der Globalisierung" empfindet Johanns ihren Arbeitsplatz, an dem sie Auswirkungen wie Anschläge vom 11. September oder die Wirtschaftskrise schnell und unmittelbar zu spüren bekommt: Dadurch, dass Passagiere ausbleiben.
22.09.2009
Von Frauke Weber

Umso nachhaltiger beeindruckt sie bis heute – Johanns ist seit 1998 am Flughafen – der Zusammenhalt der Beschäftigten in diesem Kosmos, in dieser "Community", wie sie es auch nennt. Die zusammen Krisen und Katastrophen bewältigt, sich untereinander Beistand leistet. Beistand und Gedenken drücken sich auch darin aus, dass in der ökumenischen Kapelle eine Gedenktafel an Männer und Frauen erinnert, die am Flughafen gearbeitet haben und verstorben sind.

Die Kapelle, etwas abseits der geschäftsmäßigen Hektik des Flughafens im Terminal 1 gelegen, bietet Reisenden wie auch Beschäftigten einen Raum der Ruhe, einen Raum zum Durchatmen. Einmal im Monat strömen die Angestellten geradezu in die Kapelle, denn dann lädt die evangelisch Seelsorge zu einem halbstündigen Konzert ein, immer am ersten Mittwoch. Vor zehn Jahren rief Pfarrerin Johanns diese Konzertreihe ins Leben. Was zunächst mit Studenten als Musikern begonnen hatte, bietet jetzt eine Plattform für Mitarbeiter, die auftreten und so eine ganz andere Seite ihrer Persönlichkeit zeigen dürfen. Andere Mitarbeiter wiederum nutzen ihre Mittagspause, um während der Konzerte kurz zur Ruhe zu kommen, durchzuatmen. "Viele Zuhörer sind Stammgäste. Und wenn jemand mal eine längere Zeit nicht gekommen ist, vermissen wir ihn schon richtig", sagt die Pfarrerin.

Allein diese Konzertreihe zeigt, dass die Betriebsseelsorge in der der Arbeit von Ulrike Johanns einen Schwerpunkt einnimmt. Kein Wunder, arbeiten an Deutschlands größtem Airport doch 71.000 Beschäftigte aus 78 Nationen bei 500 verschiedenen Arbeitgebern. Froh ist die Pfarrerin auch über die Unterstützung, die sie vom Flughafen selbst erhält, von der Zusammenarbeit, die sie als gemeinsame Befruchtung erlebt. Dass die Fraport AG sich um ihre Mitarbeiter kümmert und eine nachhaltige soziale Unternehmenspolitik betreibt, hat die Evangelische Kirche in Deutschland gleich mehrmals bestätigt: Der Flughafen hat bereits mehrmals das Arbeitsplatzsiegel "Arbeit Plus" der EKD erhalten.

Abrahamische Feier

An einem konkreten Beispiel lässt sich die Bedeutung der Kooperation illustrieren: Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington war das Entsetzen groß. Nicht nur, dass viele Amerikaner bei den Attentaten in Washington und New York ihr Leben verloren, plötzlich änderte sich die Wahrnehmung von arabisch aussehenden Menschen. Zusammen mit dem Rabbiner Menachem Halevi Klein und dem Imam Bekir Alboga organisierte Pfarrerin Johanns die erste Abrahamische Feier, die seither immer einmal im Jahr im Airport Forum gefeiert wird. Bei Musik und einem gemeinsamen Essen steht die Friedensbotschaft der Religionen im Vordergrund, die Neugier aufeinander, die Schönheit der anderen Tradition, wie Johanns formuliert. Zum gemeinsamen Essen lädt die Fraport AG ein. Für die nächste Feier am 26. November laufen die Vorbereitungen.

Ansprechpartner sind Ulrike Johanns und ihr Team natürlich auch für Passagiere, die sich in einer Notlage befinden, weil sie Visaprobleme haben, ausgeraubt wurden oder ihren Flug verpasst haben. Bettina Janotta, Isabelle Hass und Annette Fitschen kümmern sich um die kleinen und großen Probleme. Zum evangelischen Team am Flughafen gehören acht hauptamtliche und rund 25 ehrenamtliche Kräfte, die sich zusammen um die vier Bereiche Seelsorge, Sozialdienst für Passagiere, Flüchtlingsdienst und Abschiebungsbeobachtung kümmern. Getragen wird die Einrichtung vom Diakonischen Werk für Frankfurt am Main des Evangelischen Regionalverbandes.

Weitere Informationen:

Seelsorge Frankfurter Flughafen: http://www.kirche-am-flughafen.org/

Seelsorge an deutschen Flughäfen: http://www.airportchapel.de