Filmtipps: Diese Woche neu im Kino
Die Redaktion von "epd film" hat die Filme der Woche ausgesucht. Dazu zählen "Tannöd", die Verfilmung eines Bestsellers, und "This is Love", das ein heikles Thema anfasst.

Tannöd (Deutschland, 2009)

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Der Film beruht auf dem gleichnamigen Besteller-Krimi von Andrea Maria Schenkel aus dem Jahr 2006, der sich eines wahren Kriminalfalls aus dem provinziellen Hinterland Deutschlands der zwanziger Jahre angenommen hat: Auf einem abgelegenen Bauernhof werden sechs Menschen umgebracht, eine ganze Familie und deren Magd. Der Mörder wird schon bald in einem „Herumtreiber“ vermutet, doch Geiz, Inzucht, Gier und Bigotterie in der Provinz geben genügend Anlass, den Kreis der Verdächtigen zu erweitern… Im Vergleich zur eher quer stehenden Textvorlage kommt die Verfilmung deutlich harmloser daher. Um der Verwertbarkeit willen verlässt man sich nicht nur auf zugträchtige Stars (Julia Jentsch, Monica Bleibtreu), es wird auch ein in der Vorlage fehlendes personelles Identifikationszentrum hinzugedichtet. Am schwersten wiegt aber die Entscheidung, aus dem konkreten Schauplatz Tannöd ein örtliches und zeitliches Irgendwo zu konstruieren, wodurch der Film als allgemeine Provinzmetapher erheblich an Brisanz verliert.

Regie: Bettina Oberli. Buch: Petra Lüschow (Romanvorlage von Andrea Maria Schenkel). Mit Julia Jentsch, Monica Bleibtreu, Volker Bruch, Brigitte Hobmeier, Filip Peters. 96 Min.

 

Das gelbe Segel (USA 2008)

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Im Film von Udayan Prasad spielt William Hurt einen vom Leben gezeichneten Ex-Sträfling, der an einer Tankstelle ein junges Paar kennenlernt und in ihnen zwei Seelenverwandte erblickt. Zu dritt reisen sie mit einem Cabrio durch das sumpfige Louisiana. Dabei wird im Verlauf der Fahrt nicht nur das junge Paar, sondern auch der Zuschauer neugierig auf den geheimnisvollen älteren Mann, dessen Lebensgeschichte der Film in gestaffelten Rückblenden aufrollt: eine Liebesgeschichte um den Ölarbeiter Brett und die attraktive May, die trotz ihrer Verletzlichkeit als taffe, souveräne Frau auftritt … Der Film ist eine originelle Mischung aus Roadmovie und Unterschichtsmelodram, die nicht nur durch die Darstellung von William Hurt und Maria Bello als May überzeugt, sondern auch durch das sensible Porträt gebrochener Figuren, zu denen Kamera und Erzählung stets eine Distanz bewahren, wodurch diese bis zuletzt eine geheimnisvolle Aura ausstrahlen.

Regie: Udayan Prasad. Buch: Erin Dignam. Mit William Hurt, Maria Bello, Kristen Steward, Eddie Redmayne.

 

This is Love (Deutschland 2009)

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Matthias Glasner legte vor einigen Jahren mit "Der freie Wille" einen höchst provokanten, viel diskutierten Film um einen zwanghaften Triebtäter vor. In seinem neuen Film "This is Love" geht der Regisseur noch einen Schritt weiter: Er wagt sich an das Thema Pädophilie heran. Ausgangskonstellation des Films ist ein Verhör zwischen einer Polizeikommissarin und einem Verbrecher, einer Frau des Gesetzes, die, gebrochen und alkoholkrank, an ihrer gescheiterten Ehe leidet, und einem Mann, der sich durch Menschenhandel und eine pädophile Beziehung zu einem neunjährigen Mädchen weit jenseits des Gesetzes und gesellschaftlicher Moralvorstellungen bewegt. Und dazu ein immer mitschwingender Subtext, gleichsam ein Anliegen der Macher des Films: Urteilt nicht über diesen Menschen, schließlich sind alle Menschen irgendwo kaputt, werden wir alle beherrscht durch dunkle Impulse unterhalb zivilisatorischer Maßregelungen. Eine Erkenntnis, zu deren Äußerung Glasner durchaus ein Recht hat, würde er sie nicht durch die angedeutete emotionale Beziehung zwischen dem Pädophilen und dessen "Opfer" verwässern, durch die emphatische und rechtfertigende Behauptung also: This is Love.

Regie und Buch: Matthias Glasner. Mit Corinna Harfouch, Jens Albinus, Jürgen Vogel, Devid Striesow, Lisa Nguyen. 111 Min. FSK: 16, ff. FBW: besonders wertvoll. (epd)

 

Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte (Deutschland 2009)

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Die Anwälte – Eine deutsche Geschichte (Deutschland, 2009) Dokumentation über die drei ehemalige "Linksanwälte" Otto Schily, Christian Ströbele und Horst Mahler. In konventioneller Manier lässt der Film die drei Protagonisten zu Wort kommen, wobei die Interviewpassagen immer wieder durch Archivmaterial unterlegt werden. Problematisch erweist sich die als "brisant" angekündigte Dokumentation, die die jeweiligen Biographien der Anwälte ins Zentrum rückt, vor allem darin, dass hier Widersprüche zugunsten eines homogenen Geschichtsbildes ausgeblendet und politische Ansichten und Entscheidungen auf lebensgeschichtliche Erfahrungen reduziert werden.

Regie, Buch: Birgit Schulz. Mit Otto Schily, Hans Christian Ströbele, Horst Mahler. 94 Min. FSK: 12,ff. FBW: besonders wertvoll.