TV-Dreikampf: Informativ und unterhaltsam
Es geht auch anders: Der TV-Dreikampf zwischen Guido Westerwelle (FDP), Jürgen Trittin (Grüne) und Oskar Lafontaine (Linke) war unterhaltsam und informativ.
15.09.2009
Henrik Schmitz

Der TV-Dreikampf zwischen den Spitzenpolitikern der Oppositionsparteien war all das, was das TV-Duell zwischen Angela Merkel (CDU) und Frank-Walter Steinmeier (SPD) nicht war: unterhaltsam, informativ und phasenweise sogar spannend. Vor allem Guido Westerwelle und Oskar Lafontaine gerieten mehrfach aneinander. Beide scheint bestenfalls so etwas wie herzliche Abneigung zu verbinden. Hilfreich war bei dem Dreikampf, dass mit Jörg Schönenborn (WDR) und Sigmund Gottlieb (BR) diesmal nur zwei Moderatoren agierten und die Debatte weitgehend laufen ließen, wenn sich die Kontrahenten mit Zwischenbemerkungen gegenseitig in Fahrt brachten. Etwa dann, wenn Westerwelle Oskar Lafontaine die Rente mit 66 nahelegte. Sogar für Humor war zwischendurch Platz.

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So sehr sich die drei Politiker auch mühten, Unterschiede herauszuarbeiten, so wenig konnten vor allem Westerwelle und Trittin verdecken, dass es durchaus große Gemeinsamkeiten gibt. Beide lehnen die Abwrackprämie ab und hätten das Geld lieber in Bildung gesteckt. Auch die Rettung von Opel ist aus ihrer Sicht missglückt, da nun deutsches Steuergeld zum Aufbau der Autoindustrie nach Russland wandern würde. Die Rente mit 67 lehnen Westerwelle und Trittin ebenfalls ab und fordern hier flexiblere Modelle anstatt starrer Regeln.  

Westerwelle betont die Mittelschicht

Westerwelle wirkte vor allem zu Beginn der Debatte etwas angespannter und aggressiver als bei früheren Terminen in diesem Wahlkampf. Er versuchte vor allem, das Image der FDP als Partei der Reichen zu korrigieren, indem er vor allem die Mittelschicht und mittelständische Unternehmen in den Fokus seiner Ausführungen stellte. Trittin übernahm zwischenzeitlich beinahe die Rolle eines Ko-Moderators. "Kann es sein, dass die Wahrheit in der Mitte liegt", sagte er einmal zu Westerwelle, nachdem dieser sich über die Steuerpläne Oskar Lafontaines echauffiert hatte. Gerade bei diesem Themenfeld wurden die größten inhaltlichen Unterschiede deutlich. Während Westerwelle erhebliche Steuersenkungen versprach, lehnten Trittin und Lafontaine diese weitgehend ab und sprachen sich für eine Entlastung nur der unteren Einkommen aus. 

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Mit wem die drei Politiker ihre Vorstellungen umsetzen wollen, blieb jedoch auch im Dreikampf etwas fraglich. Westerwelle setzte voll auf schwarz-gelb. Eine Ampel schloss er zwar nicht definitiv aus, wies aber darauf hin, dass er in einer solchen Konstellation schon längst regieren könnte, wenn er es denn wollte. Trittin wiederum verwies darauf, dass "der Dampfer nach Jamaika" niemals ablegen werde. Oskar Lafontaine erklärte zwar die Bereitschaft seiner Partei, in eine Koalition einzutreten, in der wesentliche Inhalte der Linken umgesetzt würden, zudem verwies er aber auch darauf, dass alle anderen Parteien eine Koalition mit der Linken bereits ausgeschlossen hätten. "Opposition kann auch ein Segen sein", sagte Lafontaine.