Duelle haben für gewöhnlich etwas Grundehrliches: Es gibt einen handfesten Streit zwischen zwei Ehrenmännern, der nicht mit Worten gelöst werden kann. Also greift man zur Pistole und klärt die Angelegenheit auf diese Weise. Ehrlich ist es dadurch, dass man am Ende weiß, wo man dran ist: Während der eine als Sieger den Ort des Geschehens verlässt, ist der andere – peng - tot.
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Das gab es sogar schon zu biblischen Zeiten, etwa bei "David gegen Goliath" (1. Samuel, Kapitel 17). Goliath, einer von den Bösen, macht im Krieg einen auf dicke Hose. Doch er, der mit leichter Hand alle Feinde vernichten will, wird ausgerechnet vom unerfahrenen Hirtenjungen David mit etwas List und Tücke überwältigt.
Merkel - Steinmeier: fair, aber weniger handfest
Ganz anders bei Petrus und Johannes (Johannesevangelium, Kapitel 20). Ihr Ziel ist nicht die Vernichtung des Gegners, als sie um die Wette laufen. Sie möchten ihre Neugier befriedigen und gucken, was sich am Ostermorgen in der Höhle ereignet hat, in die man Jesu Leichnam gelegt hatte.
Und dann gestern: das Duell Merkel gegen Steinmeier. Beide wollten eben so wenig den politischen Gegner vernichten wie die eigene Neugier befriedigen. Keiner von beiden braucht das Duell, um sich selbst zu beweisen, weder die Kanzlerin noch ihr Vize. Und doch brauchen sie es am Ende, um potentielle Wähler zu gewinnen und um Sympathisanten nicht zu enttäuschen. Das sind wohl die entscheidenden Punkte, die Frau Merkel und Herrn Steinmeier motiviert haben dürften, bei diesem Zirkus mitzumachen, der zwar fair, aber weniger handfest war.
Viel zu weichgespült kamen die Positionen der beiden Protagonisten rüber. Von den Machern viel zu inszeniert und kanalisiert, als dass sich die eine oder der andere zu wirklich überraschenden Statements hätte hinreißen lassen. Im Gegenteil. Am Ende schwebte ein pathetisches "Wir haben uns alle lieb" im Raum.
Brauchen wir Fernsehduelle noch?
Da stellt sich die Frage, ob wir in Zukunft überhaupt noch Fernsehduelle brauchen. Klare Antwort: Ja und Nein. Ja, wir brauchen sie als Bausteine für den Prozess der eigenen Meinungsbildung. Wenn zwei Kandidaten in den Ring steigen, um direkt miteinander zu diskutieren, besteht zumindest die theoretische Chance auf klare Worte und Positionen. Die aber sind die beste Voraussetzung, wenn ich mir eine eigene Meinung bilden will. Denn nur, wer die hat, kann demokratisch verantwortungsvoll handeln.
Und zugleich nein. Nein, wir brauchen solche Duelle nicht, wenn es ausschließlich darum geht, den anderen runter zu machen und allen anderen zu zeigen, was für ein toller Hecht man ist, nur um am Ende gut da zu stehen. Denn das ist ja schon längst geklärt: Vor Gott stehen wir gut da, auch ohne vorher den großen Zampano veranstaltet zu haben. Als Christenmenschen sind wir alle Gottes geliebte Kinder und wir bleiben es. Wie hat schon Jesus gesagt: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt." Das nenne ich ehrlich. Und handfeste Konsequenzen hat es auch.