Film der Woche: Wickie und die starken Männer
Fast jeder kennt den Wickinger-Jungen Wickie noch aus der Zeichentrickserie. Michael "Bully" Herbig bringt die Abenteuer cleveren Jungen nun als Spielfilm auf die Leinwand.
11.09.2009
Von Katharina Grimnitz

Der Vater will einen Rabauken zum Sohn, doch
Wickie ist ein stillvergnügter Tüftler. Zu Beginn von Bully Herbigs
neuem Film «Wickie und die starken Männer» fordert der rustikale
Wikingerboss Halver seinen aus der Art geschlagenen, untypisch
ängstlichen Buben zum Wettbewerb im Felsbrocken-Schleppen auf. Was
den einfallsreichen Wickie zur Erfindung einer Steinschleuder anregt:
Köpfchen statt Muskeln, lautet die vordergründige Botschaft.

Der Kernkonflikt zwischen Vater und Sohn, der in der bekannten
Fernsehserie aus den 70er Jahren mit simplen Zeichnungen überspielt
wurde, zeigt sich in der Realfilmversion als starker Tobak. Wahrlich,
bei einem solchen Papa braucht man keine Feinde.

Überdies hat Regisseur Herbig die Wikinger mit falschen Bäuchen,
Nasen und Zottelperücken recht barbarisch aufgemotzt. Herbig ist
dafür bekannt, dass er alten Fernsehschätzen neue Perspektiven
abzugewinnen versteht: den Karl-May-Verfilmungen in «Der Schuh des
Manitu», der «Star-Trek»-Serie in «(T)Raumschiff Surprise», beides
Komödienhits mit Besucherzahlen, von denen andere deutsche Regisseure
nur träumen können. Diesmal hat Herbig aber keine Parodie im Sinn.
Und natürlich auch keinen bedeutungsvollen Film, in dem der
Zeigefinger erhoben wird.

Schwungvolles Kinderabenteuer

 

«Wickie» entpuppt sich stattdessen als unprätentiöser und
schwungvoller Kinderabenteuerfilm von nostalgischer Machart, der nur
selten in Richtung des Erwachsenenpublikums zwinkert. Anders als in
der Serie bekommt Wickie mit der kleinen Ylvi eine bewundernde
Freundin zur Seite gestellt. Ansonsten ist er wie gehabt ein
autonomer kleiner Racker, der im Unterschied etwa zu US-Kinderfilmen
keineswegs rührselig nach der Anerkennung des Vaters lechzt.

In hübschen Kulissen entrollt sich eine unbekümmerte,
turbulent-märchenhafte Geschichte, beginnend mit der Attacke des
«Schrecklichen Sven», der die Kinder des Wikingerdorfes entführt. Auf
der Verfolgungsjagd kommen Flugmaschinen, Nebelbänke, eine Chinesin
in der Kiste und ein Wikingerschiff, mit dem sich nahezu alles
anstellen lässt, zum Einsatz.

Dabei kann man in den Wikingerkaspern,
die sich mangels anderer Gegner auch schon mal gegenseitig hauen,
bekannte Gesichter wie Christoph Maria Herbst und Jürgen Vogel
entdecken. Bully Herbig übernimmt selbst die Rolle eines aus der Zeit
gefallenen «spanischen Hofchronisten». Dieser Auftritt im Film ist
zwar überflüssig, als Regisseur aber zeigt Herbig ein Händchen für
Timing und die richtige Tonart.

Deutschland 2009. Regie: Michael «Bully» Herbig. Buch: Alfons
Biedermann, Michael «Bully» Herbig (nach den Romanen von Runer
Jonsson). Mit: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus, Nic Romm, Christian A.
Koch, Jürgen Vogel, Michael « Bully» Herbig. 85 Min. FSK: o.Al., ff.


(epd)