Evangelischer Medienpreis in Leipzig verliehen
Fernsehen und Radio werden oft als zu seicht kritisiert. Aber es gibt auch Qualität. Sechs Produktionen erhielten am Donnerstag den evangelischen Medienpreis.

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Ulrich Fischer, hat die mit dem Robert Geisendörfer Preis ausgezeichneten Radio- und TV-Produktionen als "wahrhafte Medienkultur im Sinne Robert Geisendörfers" gewürdigt. Die Beiträge zeigten Menschen in Not und plädierten für Gerechtigkeit, sie seien "Stimme der Stimmlosen", sagte Fischer bei der Preisverleihung am Donnerstag in Leipzig.


Insgesamt wurden sechs Radio- und Fernseh-Produktionen mit dem Robert Geisendörfer Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche, ausgezeichnet. Unter anderem erhielten die Folge "Rosis Baby" aus der TV-Serie "Polizeiruf 110" (BR) und die ZDF-Dokumentation "Die Weggeworfenen. Geschichte einer Abschiebung" einen Preis. Der Sonderpreis der Jury für exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen ging an den ehemaligen Fernsehspielchef des ZDF, Hans Janke, für herausragende Verdienste um das deutsche Fernsehen.


In der Kategorie Hörfunk wurden die Radiobeiträge "Meine liebe Änne!" (Deutschlandfunk) und "Mein lieber Heinrich" (NDR/Deutschlandfunk) ausgezeichnet, die jeweils das Schicksal einer Familie im Nationalsozialismus erzählen. Der Märchenfilm "König Drosselbart" des Hessischen Rundfunks erhielt den Preis für das beste Kinderprogramm. Die Moderatorin Karen Markwardt erhielt für die TV-Reihe "Karen in Action" (BR) eine "Lobende Erwähnung".

Soziales Verantwortungsbewusstsein


Fischer appellierte beim Gastgeber Mitteldeutscher Rundfunk (MDR) auch an das "individuelle und soziale Verantwortungsbewusstsein" der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Dazu gehöre, über die wachsende Boulevardisierung und Entpolitisierung der Informationsformate auch bei ARD und ZDF nachzudenken, mahnte Fischer.


Der Intendant des MDR, Udo Reiter, würdigte die Offenheit der Preisjury, die Filme ausgezeichnet habe, die nicht nur die Kirche, sondern die Allgemeinheit der Gesellschaft ansprechen. Damit untermauere die evangelische Kirche ihre Profilierung als offene Institution, so Reiter.
Neben dem Preis für eine Kinderproduktion, der von dem Ehepaar Gerda und Wolfgang Mann gestiftet wurde, werde es im kommenden Jahr eine weitere Auszeichnung in dieser Kategorie geben, die die "Lobende Erwähnung" ersetzen wird, teilte die Stifterin des Preises, Gerda Mann, mit. Der Preis werde mit jeweils 5.000 Euro dotiert sein.


Der Robert Geisendörfer Preis ist mit insgesamt 25.000 Euro dotiert. Er wird seit 1983 in Gedenken an den evangelischen Publizisten Robert Geisendörfer vergeben, der sich als Gründungsdirektor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik und Fernsehbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland in vielfältiger Weise um den Rundfunk verdient gemacht hat. Ausgezeichnet werden Hörfunk- und Fernsehsendungen aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen und die christliche Orientierung vertiefen.