Der gläserne Deutsche ist ein Terrorist
Die Mehrheit der Deutschen sammelt Payback-Punkte und surft im Internet. Sie fährt mit der Bahn, zahlt mit Kreditkarte und bestellt beim Versandhaus. Sie kommuniziert viel und gern und freut sich, dass das digitale Zeitalter das Leben in vielerlei Hinsicht leichter macht. Dabei geben die meisten Bürger Informationen über sich preis, ohne eine Ahnung davon zu haben, was mit ihren Daten alles passiert.

Doch der Handel mit Daten ist zu einem Riesengeschäft geworden ist. Ganz legal legen große und renommierte Unternehmen Verzeichnisse über nahezu jeden Deutschen an. Wer versucht, gegen dieses Geschäft vorzugehen, stößt auf massiven Widerstand einer mächtigen Lobby. "Die Bürger vertrauen den Datensammlern viel zu stark", sagt der Datenschutzexperte und langjährige Harvard-Professor Viktor Mayer-Schönberger und warnt: "Jedes Stück mehr Information gibt mehr Kontrolle."
Eine Kontrolle, die längst nicht mehr nur im legalen Raum stattfindet, wie Ulrike Brödermann und Michael Strompen herausfanden. Bei ihren Recherchen entdeckten sie gravierende Verstöße gegen den Datenschutz, oft verbunden mit tief greifenden persönlichen Konsequenzen für die Betroffenen.
In einer Wiederholung zeigt 3Sat heute den für das ZDF produzierte Dokumentationsfilm "Der gläserne Deutsche" von Ulrike Brödermann und Michael Strompen (Erstsendung: 7.4.2009)

Passend zum Thema nimmt sich die Seite dubistterrorist.de die Kampagne „Du bist Deutschland“ vor. Im Umkehrschluss sieht der Macher Alexander Lehmann die ehemals euphorische Stimmung sich einer schleichenden Unterwanderung ausgesetzt. Er habe den Aufschrei in den Medien vermisst, nach dem das BKA-Gesetz verabschiedet wurde, begründet er seine Motivation. “Du bist Terrorist” sei aber keine Dokumentation sondern eine satirische Antwort auf die derzeitige Politik. Es ist bewusst provozierend, stellt im Kern aber die Realität und die heutige Gesetzeslage dar. Denn nun bist Du potenzieller Terrorist und wirst überwacht.
Ist Deutschland ein Überwachungsstaat?