Die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit Deutschland hat im Geschäftsjahr 2008 einen deutlichen Mitglieder- und Kapitalzuwachs verbucht. Trotz der Weltwirtschaftskrise sei das Kapital um 12,1 Prozent auf insgesamt 171,8 Millionen Euro angewachsen, teilte Oikocredit am Donnerstag in Köln mit. Die Mitgliederzahl der Genossenschaft, die an Menschen in Entwicklungsländern Klein- und Kleinstkredite vergibt, nahm gleichzeitig um zehn Prozent zu.
"Gerade durch die Finanzkrise sei Anlegern umso mehr daran gelegen, ihr Geld auf ethische Weise anzulegen", sagte die Geschäftsführerin Brigitta Herrmann. Die 1975 gegründete Oikocredit mit Regionalstellen und Büros in 35 Ländern bietet Anlegern die Möglichkeit, sich für Entwicklungsländer zu engagieren und gleichzeitig eine Rendite von zwei Prozent im Jahr zu erzielen. "Mit dem Kapital ermöglichen wir Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika Mikrokredite, mit denen sie sich eigenständig einen Lebensunterhalt verdienen können", sagte Herrmann.
Frauen handeln wirtschaftlich vernünftiger
Eine Frau in Mexiko habe sich etwa mit Hilfe eines 30-Euro-Kredits eine Existenz als Tortillabäckerin aufgebaut. "Alles, was sie brauchte, waren eine Pfanne, etwas Öl und Mehl, um Tortillas zu backen und sie mittags an Passanten zu verkaufen. Jetzt ermöglicht sie damit ihren vier Kindern den Schulbesuch", sagte Herrmann.
Weltweit erhöhte Oikocredit International mit Hauptsitz in den Niederlanden seine Investitionen im Jahr 2008 um 32 Prozent auf 365 Millionen Euro. Der Beitrag aus Deutschland macht dabei 48 Prozent des gesamten Anlagekapitals aus. Die deutschen Anleger setzen sich aus rund 15.000 Privatpersonen und rund 2.500 Kirchen und kirchlichen Vereinigungen zusammen. "Der Mindestanlegebeitrag beträgt 200 Euro", sagte Herrmann.
Vor allem Frauen sind den Angaben zufolge in den geförderten Ländern die Nutznießer der Mikrokredite. Frauen seien ohnehin oft für die Finanzen in der Familie zuständig, erläuterte Herrmann. Sie setzten das Geld für die Familie ein, während Männer es oft für sich selbst ausgäben. "Außerdem wollen wir die Ärmsten fördern, und das sind in der Regel Frauen." Mit den Krediten kauften sich die Frauen auch Gemüsestände, alte Nähmaschinen oder Webstühle. Herrmann: "Die Leute haben selbst gute Ideen, sie wissen, was bei ihnen in der Gegend funktioniert."
Internet: www.oikocredit.org