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TV-Tipp des Tages: "Mein Weg nach Olympia" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Mein Weg nach Olympia", 15. Juli, 22.45 Uhr im Ersten
Regisseur Niko von Glasow, selbst Contergangeschädigter, begleitet fünf Sportler mit einer körperlichen Behinderung auf ihrem Weg zu den Paralympics 2012. Dabei trifft er sie im Privatleben und unterhält sich über deren Wünsche und Ziele, die natürlich auch über den Sport hinaus gehen.

Filme über Behinderte haben in der Regel stets die gleiche Botschaft: Jeder ist behindert; bei den vermeintlich Gesunden dauert es bloß etwas länger, bis man die Behinderung erkennt. Gerade Spielfilme neigen außerdem dazu, Behinderte als die besseren Menschen darzustellen, was im Grunde auch wieder eine Diskriminierung ist. Die Arbeiten von Niko von Glasow sind über diesen Verdacht erhaben: Er ist contergangeschädigt. Wenn er Filme über Menschen mit Behinderung dreht (etwa "NoBody’s Perfect" oder "Alles wird gut"), muss er nicht erst mal die eigene Befangenheit weglächeln.

Für "Mein Weg nach Olympia" besuchte von Glasow einige Sportler, die sich für die Paralympics 2012 in London qualifiziert haben. Da er in seinen Werken meist ziemlich präsent ist, sind die Arbeiten stets auch autobiografisch geprägt. Diesmal verrät er gleich zu Beginn mit entwaffnender Offenheit, dass er Sport doof findet. Die Paralympics hält er für eine große Show, mit der die Gesellschaft ihr schlechtes Gewissen beruhigen will. Da seine Filmpartner jedoch unter teilweise professionellen Bedingungen für die Spiele trainieren, bleibt seine Behauptung nicht lange unwidersprochen. Der Regisseur ist sicher nicht frei von Eitelkeit, aber er hat immerhin die Größe, anderen und ihrer Meinung genug Raum zu lassen.

Davon abgesehen ist "Mein Weg nach Olympia" ein fesselnder Film, weil die verschiedenen Gesprächspartner faszinierende Persönlichkeiten sind: In Norwegen besuchte von Glasow eine Tischtennisspielerin, die nur einen Arm und ein Bein hat, in Berlin eine einbeinige Schwimmerin, in den USA einen Bogenschützen ohne Arme und in Griechenland einen Boccia-Spieler, der an Muskelschwund leidet und nur noch seinen Kopf bewegen kann. Sie alle sind Leistungssportler, die auf das olympische Motto pfeifen. Sie wollen nicht bloß dabei sein, sondern gewinnen. Gerade die Männer machen keinen Hehl aus daraus, wie viel Befriedigung es ihnen verschafft, in ihrer Disziplin der Beste zu sein.

Die Idee, den Film "Triumph des Willens 2" zu nennen, hat der Regisseur dann allerdings doch wieder fallen gelassen. Seine Bilder zeugen trotzdem vom großen Ehrgeiz der Sportler auch im Alltag; Matt, der Bogenschütze, macht mit seinen Füßen Dinge, die andere nicht mal mit den Händen schaffen. Der eigentliche Reiz liegt jedoch in den Gesprächen, weil Niko von Glasow Fragen stellt, die sich andere nie trauen würden.