Cla?udia Simo?es Santos wünscht sich mehr Geld für das Bildungssystem
Foto: Christian Frey
Cla?udia Simo?es Santos wünscht sich mehr Geld für das Bildungssystem
Cláudia Simões Santos: "Ganz Brasilien lehnt sich auf"
Foul am Zuckerhut - Was die WM 2014 in Brasilien für die Menschen vor Ort bedeutet
In unserer Serie "Foul am Zuckerhut" stellen wir in kurzen Artikeln Menschen vor, die von der Fußball-WM und ihren Auswirkungen betroffen sind, unmittelbar oder mittelbar. Und wir lassen sie zu Wort kommen. Sie berichten, was die WM für sie bedeutet. So wie Cláudia Simões Santos aus Belo Horizonte. Die Lehrerin wünscht sich mehr Geld für das Bildungssystem - und weniger für die WM.
05.07.2014
Brafus 2014
Birte Fuchs, Christian Frey und Kai Schächtele

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An normalen Tagen ist der Praça Sete de Setembro ein unschuldiger Knotenpunkt im Zentrum von Belo Horizonte. Autos und Motorräder kreuzen ihn. Passanten sind auf dem Weg in die Boutiquen und Märkte der Umgebung.

Doch an diesem Vormittag ist nichts normal. Im nur ein paar Kilometer entfernten Stadion spielt Brasilien gegen Chile, Achtelfinale. Und hier stehen etwa 100 Demonstranten mit Fahnen und Mikrophonen. Sie halten den Protest am Leben, der vor einem Jahr das ganze Land erfasst hat. Die Aktion ist der Beweis dafür, dass dieser Protest nicht völlig verschwunden ist. Er hat nur sein Gesicht verändert. Es ist unter anderem das von Cláudia Simões Santos.

Die Geschichtslehrerin ist gekommen, weil sie wütend ist. Die Regierung habe sehr viel Geld in die WM gesteckt, das nach ihrer Meinung dem brasilianischen Volk zugestanden hätte. Wie es etwa um den Zustand des Bildungswesens bestellt ist, erlebt sie selbst Tag für Tag. "Ich arbeite an einer Schule, die mehr oder weniger untergeht“, klagt sie. "Wie können wir uns für ein solches Event begeistern, während Brasiliens Realität eine ganz andere ist?“ Deshalb ist sie hier. Sie will ihren Beitrag dazu leisten, der Welt zu zeigen, dass die WM auch eine andere Seite hat. Sie hat sich noch keine einzige Partie angesehen.

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Dass anders als vor einem Jahr, als zu einem Spiel der brasilianischen Mannschaft 50.000 Menschen auf der Straße waren, nur so wenige hier sind, ist für sie keine Enttäuschung. Viele Brasilianer hätten Angst, zu den Demonstrationen zu kommen. Auf dem Praça lässt sich gut erkennen, warum: Den Protestierenden stehen etwa viermal so viele Polizisten gegenüber, bewaffnet mit Schlagstöcken, Pfefferspray und Maschinengewehren.

"Doch was wir wahrnehmen, ist, dass obwohl die Demonstrationen klein sind, sie in allen Bundesstaaten stattfinden. Es gibt keinen Bundesstaat mehr, der sich nicht gegen die WM auflehnt", sagt  Cláudia. Sie sieht das, was gerade geschieht, deshalb positiv. In ihrem Beruf macht sie es schließlich nicht anders. Sie will bei ihren Schülern ein demokratisches Bewusstsein heranziehen. Und sie weiß, dass das nicht von heute auf morgen geht.