"Racismo é gol contra – Rassismus ist ein Eigentor!“ Für Nanci Rosa ist Sport auch immer politisch. Sie ist Kulturdirektorin des Renacença-Clube in Rio de Janeiro, in dem die Brasilien-Spiele dieser WM auf einer großen Leinwand übertragen werden. "Bei uns sollen alle Menschen zusammen kommen, die den Fußball und unsere Seleção feiern wollen. Zugleich nutzen wir den Anlass für eine Kampagne gegen Rassismus. Denn nur wenn Diskriminierung im Alltag angesprochen wird, ändern sich die Menschen.“
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Der Renacença-Clube liegt im Stadtteil Andaraí, ein etwas heruntergekommenes Mittelklasse-Viertel fernab der berühmten Strände und des Zuckerhuts. Das Kulturzentrum wurde Anfang der 1950er Jahre von Schwarzen gegründet, da sie in den anderen Klubs der Umgebung nicht aufgenommen wurden. "Weit und breit gab es keinen Ort, wo die Schwarzen ihre Freizeit genießen und ihre Kultur pflegen konnten,“ sagt die Afrobrasilianerin Rosa, die damals noch ein kleines Kind war.
Laut Gesetz ist jede Form von Rassismus in Brasilien verboten, auch Diskriminierung wegen sexueller Orientierung oder sozialem Status wird strafrechtlich verfolgt. Doch in der Praxis setzen sich diese Regeln nur sehr langsam durch. 51 Prozent der 200 Millionen Brasilianer bezeichnen sich ganz oder teilweise als Nachkommen der einstigen Sklaven, das offizielle Kriterium hierfür ist die Selbstdefinition bei Volkszählungen.
Rassismus kommt in vielen Formen vor: Von mangelnder Chancengleichheit bei Bildung und Beruf bis hin zu tödlichen Polizeieinsätzen, bei denen meist Dunkelhäutige die Opfer sind. Auch sind die Schwarzen im Durchschnitt viel ärmer als die Nachfahren europäischer Einwanderer. Laut Statistik gleicht der Sozialstandard des "weißen“ Brasilien einem Land im Süden Europas, das "schwarze“ Brasilien liegt mitten in Afrika.
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Für Nanci Rosa ist der Renacença-Clube ein Ort des "kulturellen Widerstands“. Dort werden Theaterstücke und Filme gezeigt, fast jedes Wochenende gibt es Workshops für die Jugendlichen. Im Mittelpunkt des Programms steht der Samba, jene Musik der Schwarzen, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts noch verboten war. Wichtig sei der gegenseitige Respekt, damit werde die Gesellschaft verändert, sagt Rosa und fügt energisch hinzu: "Es geht auch um das Selbstbewusstsein der schwarzen Frauen, um ihre Schönheit. Früher existierten wir gar nicht, heute kämpfen wir darum, respektiert zu werden.“