###mehr-artikel###Sie sind ärmer als die meisten Armen in Brasilien: Die Obdachlosen der WM-Stadt Salvador da Bahia. Ihr Hab und Gut tragen sie immer mit sich herum. Manchmal errichten sie notdürftige Unterkünfte aus Kartons und Plastikfolie. Menschen ohne festen Wohnsitz – mit diesem verstörenden Bild möchte sich Salvador offenbar nicht präsentieren. Die Stadtverwaltung startete "Säuberungsaktionen" und siedelte die Menschen gegen ihren Willen mit Zwang um. Dimas Galvão, Koordinator für Projekte mit Obdachlosen bei der Ökumenischen Koordinationsstelle CESE, einem Projektpartner von Brot für die Welt, sieht dadurch Menschen diskriminiert und im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand gedrängt: "Die Leute, die auf der Straße leben, sind Menschen mit Rechten und wir können nicht verstehen, dass es heißt, sie verschmutzen die Stadt."
Das sehen offenbar einige Verantwortliche in Politik und Verwaltung anders: Während des Confed-Cups vor einem Jahr, der als Generalprobe für die WM galt, deportierte die Verwaltung der Millionenstadt Obdachlose. Projektpartner von Brot für die Welt berichten, dass in Salvador da Bahia an mehreren Stellen Dutzende nachts in Fahrzeuge eingeladen und gegen ihren Willen in eine ehemalige Nervenklinik gebracht wurden. Dort fehlte es an fast allem: sauberem Wasser, funktionierenden Toiletten, Elektrizität, Essen. Kein gutes Leben – doch die Verwaltung zwang sogar schwangere Frauen in das Haus. Dort gebaren sie ihre Kinder.
Unrecht und verletzte Menschenrechte als Vorbereitung für ein weltweites Fest des Fußballs? Dimas Galvão macht auf diesen Widerspruch aufmerksam: "Die Obdachlosen sind auch Fußballfans und sollten respektiert werden. Sie sind Bürger wie alle anderen. Die gleiche Freude, die gleiche Teilhabe, die der brasilianische Staat der brasilianischen Bevölkerung entgegenbringt, sollte auch den Obdachlosen zustehen. Sie sind Individuen mit Rechten und auch ihnen steht zu, dass sie Spaß an der Weltmeisterschaft haben."
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Was würde der Menschenrechts-Fachmann gerne der FIFA mit auf den Weg geben? Dimas Galvão überlegt kurz und sagt dann: "Jedes Land, das die Weltmeisterschaft ausrichtet, sollte in seiner Autonomie, in seiner Souveränität, respektiert werden. Oft verfolgt die FIFA eine Politik, die die Rechte der Bevölkerung verletzt und in die Souveränität und Politik der Gastgeber eingreift." Brasilien sei zwar Partner der FIFA – denn das Land wollte die Weltmeisterschaft –, aber der Weltfußballverband sollte die Bevölkerung, die Regierung und die Menschenrechte respektieren: "Die Weltmeisterschaft soll stattfinden, aber die brasilianische Bevölkerung sollte frei sein und respektiert werden, wenn sie für ihre Rechte auf die Straße geht. Egal, ob es WM-kritische oder -freundliche Demonstrationen sind."