Die Generalversammlungen der Evangelischen Kreditgenossenschaft in Kassel (EKK) und der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft (EDG) in Kiel kommen am 27. und am 30. Juni zusammen, um ihre Fusion zu beschließen. Die Zustimmung der kirchlichen Anteilseigner gilt in Beobachterkreisen als sicher. Die Verschmelzung zu einer Einheit, der Evangelischen Bank eG, wird dann rückwirkend zum 1. Januar 2014 wirksam.
Der EKK-Vorstandsvorsitzende und designierte Chef der Evangelischen Bank, Thomas Katzenmayer (49), erklärt den Zusammenschluss als strategische Zukunftsentscheidung. Sie geschehe nicht aus wirtschaftlicher Not. Der EKK und der EDG gehe es gut. Den insgesamt rund 500 Beschäftigten sei zugesichert worden, dass mit der Fusion keine Arbeitsplätze abgebaut würden. Alle 15 Standorte der beiden Genossenschaftsbanken blieben erhalten.
Konkurrenz drängt auf den Sozialmarkt
Als zentralen Grund für den Zusammenschluss führen Katzenmayer und sein zukünftiger Vorstandskollege von der EDG, Christian Ferchland (50), ihren Führungsanspruch als Finanzpartner für die Kirchen und die christliche Wohlfahrt an. Ihre wichtigsten Kunden sind Einrichtungen von Kirche und Diakonie wie der Altenhilfe, der Behindertenhilfe, der Jugendhilfe sowie Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen, aber auch Landeskirchen und Kirchenkreise. Mit ihnen machen die beiden Banken nach eigenen Angaben etwa 85 Prozent ihrer Kredit- und Anlagengeschäfte. Katzenmayer: "Für diese Kunden wollen wir unsere Beratungsqualität bei gleichbleibenden Kosten erhöhen."
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Dazu müssten die Instrumente des Finanzmanagements weiterentwickelt werden, was wiederum Investitionen in Technik und in die Qualifizierung der Mitarbeiter verlange. "Dann können wir den steigenden Ansprüchen unserer institutionellen Kunden genügen", sagt Ferchland.
Beiden Banken, die zusammen eine Bilanzsumme von knapp acht Milliarden Euro aufweisen, sitzt außerdem die Konkurrenz branchenfremder Kreditinstitute im Genick. Angesichts der niedrigen Zinsen auf den Kapitalmärkten suchen diese lukrative Anlagemöglichkeiten auf Märkten, die sie bisher weitgehend ignoriert haben. Katzenmayer will aber "das enorme Potenzial der Gesundheits- und Sozialwirtschaft nicht an Großbanken und ausländische Banken verlieren".
Die Tatsache, dass nach einigen Fusionen in der Sozialbranche die Unternehmenseinheiten größer werden, macht diese Aufgaben für die Kirchenbanken nicht eben leichter. "Größere Einheiten verlangen größere Kreditsummen", sagt Katzenmayer. Dies werde ohne Fusion kaum zu leisten sein. Hinzu komme, dass die Bankenaufsicht die Bedingungen für die Kreditvergabe verschärft habe und eine höhere Eigenkapitalausstattung verlange.
Kein Kapital für Rüstung und Pornografie
Die EKK und die EDG wollen nach dem Zusammenschluss ihrer bisherigen Anlagestrategie treu bleiben und weiterhin nachhaltige Wertpapiere anbieten. Das bedeutet nach Vorstandsangaben, dass hochriskante Kapitalanlagen tabu bleiben, ebenso Papiere der Rüstungsindustrie oder auch von Anbietern pornografischer Waren. Die EKK lässt ihr Wertpapierportfolio regelmäßig von spezialisierten Agenturen auf ethische Unbedenklichkeit überprüfen. Die Bank wurde erst kürzlich von einer unabhängigen Jury als "Bester nachhaltiger Investor" ausgezeichnet. In diesem Segment sieht Katzenmayer eine Chance, mehr Privathaushalte für die EKK zu interessieren. Derzeit tragen diese etwa 20 Prozent zum Geschäftsvolumen der Bank bei.
Mit der Fusion der EKK und der EDG zur Evangelischen Bank eG sinkt die Zahl der Kirchenbanken in Deutschland von acht auf sieben Kreditinstitute. Die katholische Seite stellt fünf Banken, auf der evangelischen Seite ist mit der KD-Bank (Dortmund) nur noch eine weitere evangelische Bank übrig. Der Vorstandsvorsitzende der Bank für Kirche und Caritas (Paderborn), Richard Böger, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), die Fusion habe keine Auswirkungen auf seine Bank. "Es gibt bei uns keine Überlegungen, mit anderen katholischen Kirchenbanken zu fusionieren."