Die neuen T-Shirts - aus Biomaterial und unter anständigen Arbeitsbedingungen hergestellt - gibt es gerade für 30 Euro. Aber schon ab einem Euro können Interessierte auf dem Online-Marktplatz shoppen gehen: Gebrauchte Bücher, Spielzeug, Handtaschen, Modems, Uhren, Saatgut. "Hier gibt es fast alles", sagt Ulrike Pehlgrimm vom Berliner Start-up-Unternehmen Fairnopoly. Bald sollen auf fairnopoly.de auch Dienstleistungen gehandelt werden können: vom Computernotdienst bis zum Sprachkurs.
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Vor allem aber will Fairnopoly eine Alternative sein - ein Unternehmen, das anders wirtschaftet, Kunden und Konkurrenten zum Nachdenken bringt. Deshalb heißt das Unternehmen in Anlehnung an das berühmte Kapitalismus-Spiel Monopoly "Fairnopoly" und fordert alle Benutzer gleich im Firmen-Untertitel auf: "Dreh das Spiel um."
Alle hier gehandelten Produkte wurden nach Angaben des Unternehmens unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt, sind aus Bio-Material oder gebrauchte Ware - oder sogar alles drei zugleich. "Es gibt nicht für alle Produktarten fair gehandelte Waren, vor allem bei Elektronik ist das leider noch sehr schwierig", sagt Pehlgrimm. "Aber auch das Handeln mit gebrauchten Gegenständen ist nachhaltig, denn es werden keine Ressourcen für die Herstellung von neuen Gegenständen verschwendet."
Der Gewinn wird durch vier geteilt
Jeweils ein Prozent aller Verkaufspreise spendet Fairnopoly an die Nichtregierungsorganisation Transparency International. Am Ende des Jahres wird ein Viertel des Jahresgewinns an gemeinnützige Institutionen gespendet, das hat das Gründungsteam festgelegt. Wohin genau, entscheiden die Nutzer des digitalen Marktplatzes - das sind alle, die dort kaufen oder verkaufen.
Auch ansonsten wird bei Fairnopoly zusammen entschieden: Das Unternehmen gehört 1.800 Genossen, die Genossenschaftsanteile zwischen 50 und 10.000 Euro besitzen. Entscheidungen und die Genossenschaftsversammlungen finden online statt, "damit Mitbestimmen unkompliziert ist und von möglichst vielen wahrgenommen wird". Das Konto von Fairnopoly wird öffentlich geführt - bei Open Bank Project kann es online eingesehen werden. Die Geschäftsführung wird von den Mitarbeitern gewählt, und das höchste Gehalt im Unternehmen darf nicht mehr als dreimal so hoch sein wie das niedrigste.
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Werden Gewinne gemacht, werden sie in einem Vier-Viertel-Modell verteilt: Ein Viertel des Gewinns wird gespendet, eins geht an alle Fairnopoly-Mitglieder - was laut Satzung Beschäftigte, Kunden und alle, die zur Gründung beigetragen haben, sein können. Ein weiteres Viertel geht an die Genossenschaftler und eins wird für die Weiterentwicklung eingesetzt. Denn: "Wir wollen auf jeden Fall wachsen und idealerweise ein multinationales Unternehmen werden, um diese neue Art des transparenten und fairen Unternehmertums weiterzutragen", sagt Pehlgrimm.
Es soll auch ohne Werbung klappen
Dafür muss sich der Marktplatz aber zunächst etablieren und bekannter werden. Aktuell werden rund 660.000 Artikel auf dem Marktplatz gehandelt, es gibt knapp 800 gewerbliche Kunden und mehr als 4.000 private Käufer und Verkäufer. Online ist der Marktplatz seit September 2013, finanziert wurde er mit drei Kampagnen zur Beschaffung von Eigenkapital auf Online-Spenden-Plattformen, sogenannten Crowdfunding-Kampagnen.
"Es gibt durchaus eine Marktnische für Fairnopoly", sagt Christin Schmidt vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh). "Kunden zwischen 30 und 40 Jahren legen viel Wert auf bewussten Konsum und sind zudem eine einkommensstarke Verbrauchergruppe, die sich die höheren Preise für bio und fairtrade leisten kann und oft auch will", sagt die Sprecherin des Verbandes. "Damit die Unternehmensphilosophie funktioniert, muss die Reichweite aber noch deutlich größer werden."
Auf Anzeigenwerbung verzichtet Fairnopoly. Stattdessen sollen Idee und Philosophie des Unternehmens über die Netzwerke der Gründer, Genossen und der Nutzer des Marktplatzes weitergetragen werden. "Wir zeigen, dass es auch fair geht", sagt Pehlgrimm.