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TV-Tipp des Tages: "Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel", 19. Juni, 22.45 Uhr im Ersten
Unmittelbar vor Drehbeginn erfährt Lehmann, dass der Produzent ausgestiegen und die Filmförderung geplatzt ist; prompt will sich auch der Hauptdarsteller vom Acker machen.

Im Rahmen einer Filmhandlung von Dreharbeiten zu einem Film zu erzählen, hat eine lange Tradition. Sind die Geschichten gut, kann man nebenbei auf oftmals amüsante Weise eine Menge über das Filmgeschäft lernen; sind sie schlecht, handelt es sich meist bloß um folgenlose Selbstbespiegelungen. Aron Lehmann bereichert dieses Genre um eine ganz besondere Spielart: Sein Langfilmdebüt mit dem etwas sperrigen, aber völlig zutreffenden Titel "Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel" handelt vom Scheitern eines Filmprojekts.

"Low Budget"

Die Hauptfigur des jungen Regisseurs, der auch das Drehbuch schrieb, heißt gleichfalls Lehmann (Robert Gwisdek) und will Heinrich von Kleists Novelle "Michael Kohlhaas" verfilmen. Das ohnehin als "Low Budget"-Produktion geplante Unternehmen hat allerdings einen denkbar schlechten Start: Unmittelbar vor Drehbeginn erfährt Lehmann, dass der Produzent ausgestiegen und die Filmförderung geplatzt ist; prompt will sich auch der Hauptdarsteller (Jan Messutat) vom Acker machen. Irgendwie rauft man sich doch zusammen, alle Beteiligten stellen ihre Gage zurück und machen gute Miene zum nun folgenden zweifelhaften Spiel, in dem Kühe als Pferde dienen und sich die Schauspieler in Ermangelung echter Waffen mit imaginierten Schwertern duellieren und wie Kinder beim Cowboy-Spiel – "Peng, du bist tot!" - mit den Fingern schießen müssen. Schließlich wird’s den zunächst hilfsbereiten und als Komparsen verpflichteten Dorbewohnern zu bunt, und plötzlich läuft alles aus dem Ruder.

Die große Stärke des vergnüglichen und kurzweiligen Films sind die vielen witzigen und überraschenden Einfälle, die der vermeintlich gradlinigen Handlung immer wieder verblüffenden Wendungen geben; von den für Geschichten dieser Art obligaten Seitenhieben auf die Eitelkeit im Filmgeschäft ganz zu schweigen. Mit Hilfe der passenden Geräusche von der Tonspur entpuppt es sich als unerwartet eindrucksvoll, wenn sich die unbewaffneten Männer dem Eifer des Gefechts hingeben.

Dank der Hingabe des von Michael Gwisdeks Sohn Robert ausgesprochen glaubwürdig verkörperten Regisseurs wirkt die Rahmenhandlung zudem wie ein Kommentar auf die "Film im Film"-Geschichte, in der sich Pferdehändler Kohlhaas gegen die Willkür der Obrigkeit auflehnt. Die schönste Rolle spielt trotzdem Rosalie Thomass als weiblicher Star des Projekts, der Lehmann in dessen Tagträumen immer wieder als guter Geist zu neuer Zuversicht verhilft.