###mehr-artikel###Ana Araújo kommt direkt auf den Punkt: "Die Weltmeisterschaft ist nichts Notwendiges oder Gutes. Ich denke, dass es viele andere Probleme gibt, die mit diesem Geld gelöst werden könnten." Die 20-Jährige aus Salvador da Bahia, Brasiliens drittgrößter Stadt, findet es regelrecht grotesk, dass die öffentliche Hand einerseits für das Sport-Großereignis Steuergeld in Milliardenhöhe ausgibt, und andererseits die Bürger in die Röhre schauen, wenn es um Krankenhäuser, Schulen, Nahverkehr, Wasserversorgung und öffentliche Sicherheit geht.
Gerade haben die Kinder und Jugendlichen aus dem Ensemble von CRIA, einem Kultur- und Theaterprojekt, unterstützt von Brot für die Welt, eine Probe hinter sich und strömen nach Hause. Ana Araújo – eine der Darstellerinnen in dem Stück – hat noch Zeit für ein Gespräch über die Weltmeisterschaft. Im Hintergrund ist das Bühnenbild des Stücks zu sehen, das zeigt, was für viele im WM-Gastgeberland Alltag ist: Polizisten misshandeln einen Demonstranten.
"Wir sollten dieses Bild loswerden, dass alle Brasilianer nur Fußball, Samba und Karneval im Kopf haben"
Ein ausgewogenes, faires Bild, das auch die Schattenseiten zeigt: das wünscht sich Ana Araújo. Die junge Frau kreidet der Regierung an, dass sie zur WM einseitig positiv über das lateinamerikanische Land spricht und die wahren Probleme nicht angeht: "Meiner Meinung nach ist dieses von Brasilien vermittelte Bild falsch. Nicht alle Brasilianer identifizieren sich damit."
Wohlstand, bessere Lebensbedingungen, Stadtentwicklung… Ana Araújo zählt auf, wo sich ihrer Meinung nach wirklich etwas tun müsste. Unterm Strich geht es um Perspektiven und Chancen für eine ganze Generation. Darum dreht sich auch das aktuelle Stück von CRIA, in dem Ana Araújo mitspielt. Das Geschehen auf der Bühne – Menschenhandel, Diskriminierung, Gewalt – ist ein Kontrast zum Ruf, den die Politiker aufbauen wollen: "Sie wollen alles vertuschen, den Müll unter den Teppich kehren und dieses perfekte Bild verkaufen."
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Sie spricht für die junge Generation, aufgewühlt, aber äußerlich ruhig: "Wir sind von Staat und Öffentlichkeit verlassen. Wir sind uns selbst überlassen, es gibt keinen Ort, an dem wir uns entwickeln können." Die Kinder und Jugendlichen Brasiliens stünden am Rand der Gesellschaft. Das Fazit der jungen Frau klingt bitter: "Wir sind die Letzten der Letzen der Letzen der Letzten, um die sich die öffentlichen Organe sorgen. Es scheint, als ob andere Belange immer wichtiger sind als unsere."