Vor exakt drei Jahren waren die Grenzschutztruppen der EU erstmals Thema eines Krimis: In "Der illegale Tod", einem "Tatort" aus Bremen, war ein vermeintlicher Rachefeldzug vordergründiger Anlass, um ein filmisches Plädoyer gegen die unmenschliche Behandlung von Flüchtlingen aus Afrika zu halten. Die tragischen Bilder aus dem Mittelmeer waren die gleichen wie in diesem ebenfalls 2011 erstmals ausgestrahlten Beitrag zur regelmäßig herausragenden ZDF-Reihe "Unter Verdacht": Menschen, die ihre gesamten Ersparnisse gewissenlosen Schleppern überlassen haben, treffen auf ein Schiff der europäischen Grenzschützer, die ihnen Wasser sowie Proviant abnehmen und Lecks in ihre Boote schlagen. Wer Glück hat, schafft es zurück nach Afrika.
Unmenschlichkeiten
Zu einem Fall für die interne Ermittlerin Eva Maria Prohacek (Senta Berger) werden die Aktionen der hier EuroBordac genannten Grenzschutzagentur, als der Sohn des früheren Münchener Polizeipräsidenten (Jürgen Schornagel) im Mittelmeer ums Leben kommt. Bei ihrem ersten Auslandseinsatz werden Prohacek und ihr Kollege Langner (Rudolf Krause) prompt Zeuge, wie die Besatzung eines Grenzschutzschiffs kurzen Prozess mit den Flüchtlingen macht. Möglicherweise wollte der deutsche Beamte gegen diese Unmenschlichkeiten vorgehen, was ihn das Leben gekostet haben könnte; aber beweisen lässt sich das natürlich nicht.
Ein Krimi ist dieser Film allerdings allenfalls in zweiter Linie. Die für ihre Spiel- (zuletzt "Keine Angst") und Dokumentarfilme ("Die Kinder sind tot") vielfach ausgezeichnete Aelrun Goette setzt vor allem den Umgang mit den Flüchtlingen in Szene (Buch: Goette sowie Don Schubert und Martin Muser). Natürlich muss sich die Ermittlerin wie immer mit den Autoritäten auseinandersetzen, das gehört schließlich zum Muster der Reihe; auch wenn es diesmal die italienischen Behörden sind, die ihre Arbeit ermitteln. Parallel dazu erzählt Goette vom Schicksal der Flüchtlinge, die von einem Fischerboot aufgelesen werden (was den Fischern prompt eine Klage einbringt) und dann eingepfercht wie Vieh auf ihre Abschiebung warten. Eine Afrikanerin hat die Aktion der Grenzschützer mit ihrem Telefon gefilmt. Damit hat Prohacek zumindest ein Druckmittel, um die Italiener zur titelgebenden "eleganten Lösung" zu zwingen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Aber selbst wenn am Ende ein Täter präsentiert wird: Der Film fällt deutlich aus dem üblichen Rahmen der Reihe; man spürt jederzeit, dass es weniger um den Krimi, sondern vor allem um die Botschaft geht. Goette, der als Regisseurin ohnehin jede Effekthascherei fremd ist, verzichtet vollständig auf die üblichen spannungssteigernden Elemente. Selbst Prohaceks Chef Reiter (Gerd Anthoff), sonst regelmäßig der Gegenspieler, ist diesmal auf der richtige Seiten; und sei es auch nur, weil er auf diese Weise eine persönliche Rechnung begleichen kann.