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Mit einem E-Bike gehts flott voran, egal ob bei Sonne, Gegenwind oder bergauf.
Die Nordkirche als Fahrradhändler
Pfarrer lassen sich auf dem Weg ins Gemeindehaus den Wind um die Nase wehen. Pflegekräfte sind froh, dass sie bei ihren Touren von Haus zu Haus keinen Parkplatz mehr suchen müssen. Möglich machen das E-Bikes, die die Nordkirche zu Sonderkonditionen verkauft hat.

Mit fast 25 Stundenkilometern braust die über 80-jährige Erna E. (Name von der Redaktion geändert) durch die Straßen ihres Wohnortes. Mit dem Fahrrad. Trotz Gegenwind. Möglich macht das ein sogenanntes Pedelec (Pedal Elektric Cycle). Das ist ein Fahrrad mit elektronischer Unterstützung. Das E-Bike hat Erna von ihrer Gemeinde geschenkt bekommen, als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement dort. Damit bei ihren rasanten Fahrten auch wirklich nichts passiert, hat sie kurz darauf auch einen Helm dazubekommen.

Auch auf langen Strecken entspannt radeln

Ihr E-Bike ist eins von 250 Rädern, das die Nordkirche seit knapp drei Jahren im Rahmen der Kampagne "Kirche für Klima" anbietet. Damit will die Kirche für das Fahrrad als ökologisches Fortbewegungsmittel werben. Mit Erfolg: Mittlerweile sind fast alle Räder verkauft, die letzten Modelle gibt es aktuell zum Sonderpreis. Allerdings dauerte es ein bisschen, bis sich die Aktion herumgesprochen hatte und Menschen anfingen, sich für die Elektrofahrräder zu begeistern: "Wir mussten schon Überzeugungsarbeit leisten, dass sich ein E-Bike lohnen kann. Schließlich kosteten unsere Räder rund 1300 Euro, das ist eine Menge Geld, da überlegen die Menschen zweimal, ob sie so viel ausgeben wollen", erzählt Stefanie Maur-Weiss vom Klimabüro der Nordkirche. Im Laden allerdings wären die Räder rund 400 Euro teurer.

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Außerdem hat die Nordkirche keine klassische Werbung für die Pedelecs gemacht, schließlich sollte keine Konkurrenz zu normalen Fahrradläden aufkommen. Nur in Gemeindebriefen und anderen kirchlichen Medien wurde über die Aktion berichtet. Und natürlich haben immer mehr begeisterte Radler Anderen erzählt, wie gern sie aufs Rad umsteigen und Mund-zu-Mund-Propaganda für die Elektrofahrräder betrieben.

Pastor Jens Voß aus Kiel-Holtenau hat vor etwa drei Jahren ein Pedelec angeschafft und nutzt es seitdem fast jeden Tag. "Mein Zuhause liegt etwa einen Kilometer von Gemeindehaus und Kirche entfernt. Mehrmals täglich pendle ich diese Strecke. Bevor ich das E-Bike hatte, bin ich beim ersten Mal vielleicht noch zu Fuß gegangen, beim vierten Mal habe ich mich aber ins Auto gesetzt. Jetzt nutze ich das nur noch, wenn ich weiter weg will." Er zählt noch mehr Vorteile auf: "Obwohl es bei uns etwas bergauf geht, komme ich dank des Pedelecs entspannt und nicht verschwitzt beim Taufgespräch an, ich bin an der frischen Luft, bewege mich und bin mit 30 Stundenkilometern unterwegs, schneller darf ich mit dem Auto hier auch nicht fahren." Selbst Steigungen und starker Gegenwind sind dank des eingebauten Motors kein Problem mehr. Der wird über einen Akku betrieben, den man an jeder Steckdose aufladen kann. Je nachdem, wie oft der Motor zugeschaltet wird, reicht der Akku 40 bis 90 Kilometer weit.

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"Ich bin total begeistert von dem Elektrorad und sehr viel damit unterwegs", sagt Kathrin Weber (Name von der Redaktion geändert), die ein E-Bike der Nordkirche besitzt. "Mittlerweile zeigt mein Tacho 2970 gefahrene Kilometer an und ich freue mich auf jeden Berg, der mir in die Quere kommt. Es macht einfach unheimlich Spaß, wenn der Motor an einer Steigung einsetzt und man ganz leicht über jeden Hügel dahingleitet." Stefanie Maur-Weiss vom Klimabüro berichtet: "Die Menschen erzählen, dass sie dank des Pedelecs tendenziell mehr Fahrrad fahren – auch über längere Strecken, die sie ohne die elektrische Unterstützung nicht mit einem Fahrrad gefahren wären." Das eigene Auto ganz abgeschafft hat ihres Wissens aber niemand.

Keine Parkplatzprobleme mehr

Etwa die Hälfte der von der Nordkirche angebotenen Räder haben kirchliche Mitarbeiter gekauft – Pastoren, Gemeindemitarbeiter oder Pflegekräfte aus diakonischen Einrichtungen. "Sie finden es beispielsweise toll, dass sie keine Parkplatzprobleme mehr haben, wenn sie Menschen zu Hause besuchen, sondern mit dem Fahrrad direkt von Tür zu Tür fahren können", berichtet Maur-Weiss. Die andere Hälfte ging an Privatleute, die über ihre Gemeinde, auf dem Kirchentag oder über kirchliche Medien von der Kampagne und den E-Bikes erfahren haben.

"Wir haben mit der Aktion größtenteils Leute angesprochen, die sonst wenig Fahrrad fahren", sagt Maur-Weiss. Entsprechend hat niemand unter 20 Jahren solch ein Rad gekauft, die meisten E-Bikes gingen an Menschen zwischen 40 und 70 Jahren. Bei einigen Ehepaaren war es so, dass sich zunächst die Frau für das Pedelec interessierte, weil sie bei gemeinsamen Fahrradtouren mit ihrem Mann nicht mehr hinterher kam – dann zog der Mann nach, weil seine Frau ihm davonfuhr.

Trotz der positiven Entwicklung plant die Nordkirche nicht, noch mehr E-Bikes zu verkaufen. Doch natürlich arbeitet sie weiter an ihrem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu agieren. Wie das genau klappt, bespricht die Synode der Nordkirche auch auf ihrer Tagung Ende September. Erste Schritte sind bereits getan. Beispielsweise hat sich das Kirchenamt ein Elektroauto als Dienstwagen gekauft.