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Müttergenesungswerk betont Bedeutung des Muttertages
Trotz Konsum und Kitsch: Einmal im Jahr der Mutter danken - macht das Sinn? Absolut, findet Anne Schilling vom Müttergenesungswerk. Der Muttertag erinnere daran, was Mütter wirklich brauchten: mehr Unterstützung und Anerkennung für die Familienarbeit.
10.05.2014
epd
Barbara Driessen

Elisabeth Weiß genießt es, am Muttertag mal länger im Bett liegen zu bleiben. Ihre drei Kinder decken dann den Frühstückstisch und holen frische Brötchen vom Bäcker. Kleine selbst gebastelte Geschenke liegen in Servietten oder Papier eingewickelt auf dem Tisch. Ihr Mann hat einen Strauß Blumen besorgt. "Ich finde es schön, mal verwöhnt zu werden", sagt die 41-Jährige. "Und ich liebe die selbst gebastelten Geschenke."

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Der Muttertag hat eine lange Tradition. Erfunden wurde er von der amerikanischen Methodistin Anna Marie Jarvis, die sich mit großer Leidenschaft dafür einsetzte, einen offiziellen Muttertag zu schaffen. Und tatsächlich verabschiedete der US-Kongress vor 100 Jahren, am 8. Mai 1914, eine Resolution, die festlegte, dass fortan der zweite Sonntag im Mai als Muttertag gefeiert werden sollte. Noch immer ist den Amerikanern der Muttertag so gut wie heilig. Nach Angaben des Statistikinstituts "Statistic Brain" beteiligen sich 96 Prozent der US-Amerikaner in irgendeiner Form daran und geben jährlich fast 15 Milliarden Dollar für Muttertagsgeschenke aus.

In Deutschland hielt der Muttertag 1922/23 Einzug, und zwar auf Betreiben des Verbands Deutscher Blumengeschäftsinhaber. Bis heute wird den Müttern vor allem mit Blumen gedankt. "Auch Porzellan, Lederwaren und das eine oder andere Haushaltsgerät werden gern verschenkt", sagt ein Sprecher des Handelsverbands Deutschland. Im Nationalsozialismus wurde der Muttertag vom NS-Regime instrumentalisiert und als "Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter" begangen. Seine Tradition in Deutschland ist also nicht die beste: Aus kommerziellen Gründen eingeführt und dann von Hitler ideologisch missbraucht -ist ein solcher Feiertag heute eigentlich noch sinnvoll?

"Absolut", findet Anne Schilling, die Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks. "Er ist nichtsdestotrotz einfach eine schöne Geste." Der Muttertag habe die Funktion eines Impulsgebers: "Einmal im Jahr erinnert er an die Situation der Mütter." Und Schilling findet es mehr als wichtig, auf die Rolle von Müttern in der modernen Gesellschaft aufmerksam zu machen: "Es gibt immer höhere Ansprüche auf beruflicher und privater Ebene." Frauen müssten für den Partner attraktiv bleiben, eine gute Mutter sein, die ihre Kinder auf allen Ebenen fördere, sich gleichzeitig um die pflegebedürftigen Eltern kümmern und auch beruflich erfolgreich sein.

"Mütter denken erst zum Schluss an sich selbst"

"Frauen denken immer zuerst an die Kinder, dann an den Partner und ganz zum Schluss an sich selbst", sagt sie. Dabei seien 2,1 Millionen Mütter in Deutschland dringend kurbedürftig, aber nur fünf Prozent davon gönnten sich tatsächlich eine Kur. "Die Folge davon sind Stress- oder Burn-out-Symptome", weiß Schilling.

Natürlich sei der Muttertag kein Ausgleich für täglichen Stress, urteilt Michael Krämer, Präsident des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen, der an der Fachhochschule Münster lehrt: "Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, der natürlich nicht die Gesamtsituation verbessert." Doch er findet, dass man den Muttertag auch nicht schlecht reden sollte: "Jeder freut sich über Anerkennung." Er kritisiert, dass in Deutschland vor allem bezahlte Arbeit Anerkennung findet. "Tatsächlich aber hat die Familienarbeit eine viele größere Bedeutung als die Gesellschaft honoriert."

Die Kölnerin Elisabeth Weiß ist gespannt, was ihre Kinder sich zu diesem Muttertag für sie einfallen lassen. In den vergangenen Jahren haben sie sie mit bunten selbst gemachten Lesezeichen, beklebten Fotorahmen und bemalten Blumentöpfen überrascht. Anne Schilling findet, dass man sich am Muttertag Gedanken darüber machen sollte, wie man Mütter sinnvoll unterstützen kann - gesamtgesellschaftlich und in der eigenen Familie. All jenen, die noch nach einem Geschenk für die Mutter suchen, empfiehlt sie: "Ein Gutschein für regelmäßiges Spülmaschinenausräumen oder Tischdecken". Das sei dann ganz konkrete Unterstützung.