Die Konfirmandenzeit kann auch eine ganz besondere Phase in der Vater-Sohn-Beziehung sein
Die Konfirmandenzeit kann eine ganz besondere Phase in der Vater-Sohn-Beziehung sein
Konfirmation als Chance für Vater und Sohn
Michael A. ist Vater von zwei Söhnen. Der jüngere, Kristian, geht seit knapp einem Jahr in den Konfirmandenunterricht. Michael erlebt diese Zeit als eine besondere Phase in der Vater-Sohn-Beziehung: Eine Zeit von größerer Nähe, von Austausch und Entwicklung. Eine Zeit der Annäherung an den Glauben. Ein Protokoll.
06.05.2014
evangelisch.de
Anika Kempf und Claudius Grigat

"Konfirmiert werden – das bedeutet mir schon etwas, sonst hätten wir Kristian ja auch nicht zur Konfirmation angemeldet. Sein großer Bruder ist auch schon konfirmiert worden und das gehört – zusammen mit der Taufe – zu unserer Erziehung dazu: Dass die Kinder im christlichen Glauben erzogen werden. Sie können sich später entscheiden, ob sie auch in der Kirche bleiben – aber als Starthilfe finde ich das schon wichtig. Und ich finde es auch gut, dass die Jungs ein christliches Werteverständnis mitbekommen auf den Weg.

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Mein Konfirmandenunterricht war noch vollkommen anders: Mein Sohn hatte Themenblöcke bzw. Wochenenden, deren Ergebnisse jeweils im Anschluss dann in die Gottesdienste eingeflossen sind. Ich dagegen bin eine Stunde in der Woche hingegangen. Das war auch wirklich klassischer Unterricht – und auch manchmal ziemlich langweilig. Aber trotzdem hat mich das damals irgendwie angesprochen und auch überzeugt, weil ich einfach gemerkt habe, wie sich der damalige Pfarrer auch mit den ganzen Fragen auseinandergesetzt hat. Das hat tatsächlich auch eine Rolle gespielt bei der Entscheidung, meine beiden Söhne nun auch zum Konfirmandenunterricht zu schicken.

In Kristians Konfirmandenzeit jetzt wurden wir als Eltern schon auch gefordert. Zum Beispiel sind immer zwei, drei Eltern bei den Themenblöcken und Unternehmungen mit dabei. Wir fanden das auch gut: Wir haben eine ganze Menge mitbekommen und gelernt – und auch die Kinder noch einmal in anderen Zusammenhängen erlebt. Allerdings sollte beim Aufwand meiner Meinung nach auch eine bestimmte Grenze nicht überschritten werden: Es gibt mittlerweile so viele Ansprüche an die Kinder: von der Schule, in der Freizeit, auch von anderer Seite… Man sollte auf jeden Fall aufpassen, dass das Ganze noch als Spaß erlebt wird – und nicht als Belastung! Bei uns hat das aber im Großen und Ganzen funktioniert.

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In unserem Umfeld wird es für selbstverständlich gehalten, dass Kristian zur Konfirmation geht. Die meisten unserer Freunde, Verwandten und Bekannten sind in der Kirche, viele auch katholisch – Firmung/Kommunion und Konfirmation gehören da einfach dazu. In so einem kleinen Ort, wie dem, in dem wir wohnen, ist das eine ganz normale Sache. In der Konfigruppe kannten sich viele Kinder auch schon aus anderen Zusammenhängen.

Die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Kristian und mir hat sich im vergangenen Jahr schon sehr schön entwickelt. Wir sind zum Beispiel häufig zusammen am Sonntag früh aufgestanden und in den Gottesdienst gegangen. Und wir hatten einfach auch mehr miteinander zu tun in dieser Phase. Oft laufen die Lebenslinien ja so ein bisschen nebeneinander her, aber der Austausch untereinander ist nicht mehr so rege. Dadurch aber, dass man solche Termine wie die Konfi-Wochenenden gemeinsam wahrnimmt, kommt dann schon wieder eine etwas engere Beziehung zustande. Nicht nur, weil man sich über christlich-religiöse Inhalte unterhält, sondern einfach auch dadurch, dass man wieder mehr zusammen macht. Eine interessante Erfahrung war es allerdings, dass wir uns auch bei den "normalen" Sonntagsgottesdiensten über die Themen der Predigt und die Inhalte und Standpunkte dazu ausgetauscht haben. Das hat sich einfach so entwickelt. Und das ging auch vielen andern Kindern und Eltern so – und auch den Kindern untereinander. Das fand ich schon ganz spannend.

"In meiner Konfirmandenzeit waren wir eher stumm und haben gehofft, dass das schnell vorbei geht"

Am meisten überrascht hat mich dabei, dass mein Sohn und auch die meisten anderen Kinder mitgemacht haben im Gottesdienst: Sie haben die Lieder mitgesungen, bei der Liturgie mitgemacht und eben auch bei der Predigt zugehört. In meiner Konfirmandenzeit waren wir da eher stumm und haben gehofft, dass das schnell vorbei geht.

Kristian und ich haben in dieser Zeit auch über unseren Glauben gesprochen – aber schon eher abstrakt. Klar sagen meine Frau und ich den Kindern, dass wir an Gott glauben. Aber wir "missionieren" da nicht. Da sollen unsere Kinder auch selbst entscheiden. Wir reden natürlich auch über Fragen wie "Woher kommt man und wohin geht man?" Und in diesem Zusammenhang kommt dann auch der Glaube zum Tragen. Und natürlich stellt Kristian mir Fragen, zum Beispiel zum Glaubensbekenntnis. Da gibt es einzelne Dinge, die Zweifel bei ihm wecken. Und das finde ich auch legitim. Ich will da niemanden unbedingt von meiner Sichtweise überzeugen. Mir ist eher der Kern der christlichen Glaubensbotschaft wichtig.

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Ich kann nicht sagen, dass Kristian nach seiner Konfirmandenzeit weiterhin regelmäßig in der Kirchengemeinde aktiv sein wird – das glaube ich eher nicht. Ich denke aber schon, dass da so etwas wie ein lockeres Band weiter existieren wird und dass es immer wieder mal Anknüpfungspunkte geben wird. Ich denke, man ist dann nicht unbedingt "kirchennah", aber man bleibt in der Umlaufbahn. Und aus der wird man bestimmt nicht mehr ganz rausfliegen.

Ich selbst bin in dieser Zeit auch ein bisschen religiöser geworden, glaube ich. Und ich habe wieder entdeckt, dass ich den traditionellen Sonntagsgottesdienst gar nicht so schlecht finde, auch als Unterbrechung des Alltags. Und dass ich da eine ganze Menge mitnehmen kann. Manchmal bin ich dann auch einfach alleine in die Kirche gegangen, wenn mein Sohn partout nicht früh aufstehen wollte."