Typisch Britisch?
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Typisch Britisch: Gehört die anglikanische Kirche zum Land wie der Union Jack?
Ist Großbritannien ein christliches Land?
Streit um die Bedeutung der anglikanischen Kirche
Seit Ostern kommt die Debatte um das religiöse Selbstverständnis der Briten nicht zur Ruhe. Premierminister David Cameron hatte seine Landesleute aufgefordert, selbstbewusster damit umzugehen, dass Großbritannien ein christliches Land sei. Nach diesem Statement ist ein Streit über das Verhältnis von Kirche und Staat entbrannt. Sogar die Rolle der Queen wird in Frage gestellt: Elizabeth II. ist sowohl Oberhaupt des Staates als auch der anglikanischen Kirche.
29.04.2014
epd
Christiane Link

Kritik an Cameron kam vor allem von mehr als 50 britischen Intellektuellen. In einem offenen Brief im "Daily Telegraph" warfen sie ihm Ende April vor, mit seiner Aussage, Großbritannien sei ein christliches Land, "Entfremdung" zu schüren. Zu den Unterzeichnern zählen der Bestseller-Autor Ken Follett, der Chemie-Nobelpreisträger Harold Kroto, Wissenschaftler, Journalisten und Jim Al-Khalili, Präsident der Britischen Humanistischen Vereinigung.

"Abgesehen vom engen verfassungsgemäßen Sinn, dass wir eine etablierte Kirche haben, ist Großbritannien kein christliches Land", heißt es in dem Schreiben.

"Es ist gut, dass den Menschen das nicht egal ist"

Im Zensus 2011 gaben 59 Prozent der Menschen in England und Wales an, Christen zu sein. Zehn Jahre zuvor waren es noch 72 Prozent gewesen. In Schottland waren es sogar nur noch 54 Prozent. Selbst in Nord-Irland fiel die Zahl der bekennenden Christen leicht: Immerhin bezeichneten sich dort aber 83 Prozent der Bevölkerung als Christen.

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Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, zeigte sich überrascht über die "lautstarken Reaktionen" auf Camerons Äußerungen, begrüßte die Debatte aber grundsätzlich. Großbritannien sei sicherlich keine christliche Nation, wenn man die Zahl der Gottesdienstbesucher betrachte, aber das Land sei auf dem christlichen Glauben begründet. "Dies ist ein christliches Land", schrieb er in einem Blogeintrag. "Es ist gut, dass den Menschen das nicht egal ist", kommentierte er auf Twitter.

Der Koalitionspartner der britischen Regierung hingegen heizte die Diskussion weiter an. Der Vorsitzende der Liberal-Demokraten, Nick Clegg, sagte einem Londoner Lokalsender, zwar teile er die Einschätzung des Premierministers, langfristig aber sollten Kirche und Staat in Großbritannien getrennt werden. Dies sei für beide Seiten besser.

Die anglikanischen Bischöfe sitzen im Oberhaus

Clegg ist Atheist, seine Frau und seine Kinder sind allerdings katholisch. "Ich bin kein Mann des Glaubens", sagte er. Aber er finde es nicht sehr strittig zu sagen, dass Großbritannien historisch, kulturell und architektonisch christlich beeinflusst sei.

Die offene Forderung Cleggs, Staat und Kirche zu trennen, wird in Großbritanniens Pubs und in der Politik nicht gerade häufig diskutiert.

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Die meisten Briten nehmen die historisch gewachse, enge Verzahnung zwischen Kirche und Staat als gegeben hin. 1533 wollte sich König Heinrich VIII. von Katharina von Aragon scheiden lassen. Der Papst verweigerte dem bislang nach katholischer Grundüberzeugung lebenden König die Zustimmung. Es kam zu einem Bruch von Heinrich VIII. mit der katholischen Kirche. Die anglikanische Staatskirche entstand.

Bis heute ist die Queen das weltliche Oberhaupt der "Church of England" und gleichzeitig Königin der Commonwealth-Staaten. Die Bischöfe der Kirche von England haben Sitze im britischen Oberhaus und sind damit an der Gesetzgebung beteiligt. Auch das wird nun - vor allem von säkularen Organisationen - hinterfragt.

Für die Kirche von England ist die Diskussion wichtig, wenn auch noch nicht existenziell. Bereits 2008 beklagte der damalige Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, in einem Interview mit der britischen Zeitung "The Times", er nehme eine zunehmende Entstaatlichung der Kirche wahr. Aber eine Trennung von Kirche und Staat wäre auch nicht "das Ende der Welt." Auch wenn die Heftigkeit der Debatte überrascht, ist es doch kaum zu erwarten, dass die Kirche von England ihren Status in absehbarer Zeit verlieren wird.