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TV-Tipp des Tages: "Seine Mutter und ich" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Seine Mutter und ich", 30. April, 20.15 Uhr im Zweiten
Leopoldine ist der Albtraum aller Schwiegertöchter: Sie vergöttert ihren Sohn, obwohl der ein Hallodri ist, sie fühlt sich permanent vernachlässigt, obwohl sie sich ständig in den Mittelpunkt drängt, und wenn gar nichts mehr geht, täuscht sie einen Schwächeanfall vor und muss ganz schnell eins ihrer lebenswichtigen Pülverchen bekommen.

Österreichische Filme sind oftmals deutlich direkter und auch spürbar boshafter, wenn es darum geht, die Institution Familie zu demontieren. Ulli Schwarzenberger tut sich in ihren Drehbüchern immer wieder ganz besonders darin hervor, Mütter zu Monstern zu machen. Für die jeweiligen Schauspielerinnen sind die Figuren Traumrollen: Monica Bleibtreu brillierte in "Muttis Liebling", Bibiana Zeller war eine großartige "Zuckeroma". Diesmal profitiert Marianne Mendt, die vor dreißig Jahren als Initiatorin des Austro-Pop galt ("Wia a Glock’n") und später eine zweite Karriere als Schauspielerin startete. Ihre Leopoldine ist der Albtraum aller Schwiegertöchter: Sie vergöttert ihren Sohn, obwohl der ein Hallodri ist, sie fühlt sich permanent vernachlässigt, obwohl sie sich ständig in den Mittelpunkt drängt, und wenn gar nichts mehr geht, täuscht sie einen Schwächeanfall vor und muss ganz schnell eins ihrer lebenswichtigen Pülverchen bekommen; selten hat sich die Autorin eines Fernsehfilms getraut, eine Hauptfigur derart geballt mit passiver Aggressivität auszustatten.

Keine Chance gegen den Hausdrachen

Kein Wunder, dass Leopoldines Schwiegertochter Marie (Muriel Baumeister) keine Chance gegen den Hausdrachen hat. Mutter und Freundin hatten sie allerdings davor gewarnt, mit der Schwiegermutter unter einem Dach zu leben. Tatsächlich mischt sich Leopoldine, in deren Augen Marie nichts taugt, permanent ein. Das reicht vom Ordnen der Kosmetikartikel im Bad (nach der Größe) bis zum Bekochen des Herrn Sohn (Andreas Kiendl), den sie am liebsten ebenso mit Schnitzeln mästen möchte wie seinen Vater (Michael König); den hat die Fleischkur allerdings ins Grab gebracht. Das wiederum eröffnet Marie ganz neue Möglichkeiten, denn der Schwiegervater hatte einst Trost bei Blumenhändlerin Rosa (Ulli Maier) gefunden und mit ihr einen Sohn gezeugt. Der einfühlsame Georg (Max von Thun) ist das genaue Gegenteil seines Halbbruders, eines Piloten, den Marie auch noch des Seitensprungs überführt. Und da Vater Franz seine Villa mitnichten der Gruselgattin, sondern der Jugendfreundin vermacht hat, sitzt Marie im Konflikt mit Leopoldine am längeren Hebel. 

Natürlich lebt der Film von der Überzeichnung der Schwiegermutter als Schwiegermonster. Andererseits vermeidet es Regisseur Wolfgang Murnberger, Leopoldine zu dämonisieren. Im Grunde ist die Figur eine Komposition von verschiedenen Negativfacetten, die in kaum gemäßigterer Natur durchaus zum Repertoire von Menschen mit einer speziellen Form des Aufmerksamkeitsdefizits gehören.

Selbst der sprichwörtliche Wiener Schmäh lindert den Effekt jedoch kaum, zumal Autorin Schwarzenberger mit spürbarer Wonne diverse Szenen ersonnen hat, in denen die arme Marie schon allein aus lauter Verblüffung die Waffen strecken muss. Der Schluss mit Omas rasantem Abgang allerdings ist ein echter Racheakt und an Bosheit kaum noch zu überbieten.