Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl, stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sagte am Sonntag in Hirschfeld bei Zwickau, der österliche "Ruf zum Frieden" und zur Gewaltfreiheit gelte den Menschen in Krisengebieten weltweit - etwa "denen in der Ukraine, die um die Zukunft bangen und den Zerfall ihres Staates befürchten, aber auch den verblendeten Nationalisten, die davon reden, man müsse 'die russische Erde' sammeln und sei es mit Gewalt".
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Bohl appellierte an die "machtversessenen Fanatiker in den Krieg führenden Lagern Syriens" und "den viel zu vielen in Israel und Palästina, die seit mehr als 100 Jahren auf Stärke setzen und so Versöhnung hindern". Der Ruf nach Frieden gelte aber auch "unserem Land, er gilt den Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen und misshandeln, den gewaltverliebten Jugendbanden in den Fußballstadien und den Mächtigen, die sich stark wähnen und ihre Interessen bedenkenlos-gierig durchsetzen".
Angesichts der Spannungen in der Ukraine hatte der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, die Politiker bereits am Samstag ermutigt, einen Rückfall in die Logik des "Kalten Krieges" zu verhindern. "Durch unsere Gebete wollen wir sie dabei unterstützen", schrieb Schneider in seiner Botschaft zu Ostern. Christen seien dazu aufgerufen, trotz aller Rückschläge immer neue Schritte des Friedens zu wagen und Hass zu überwinden: "Dieser Wagemut zur Versöhnung und zum gewaltlosen Widerstehen hat im Osterglauben seine niemals versiegende Kraftquelle."
"Der Osterruf ist ein Achsensatz der Weltgeschichte"
Die evangelische Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Kirsten Fehrs, rief die Kirchen zu einem gemeinsamen Friedensgebet für die Ukraine auf. "Gerade dann, wenn viele Missverständnisse zwischen den Völkern in Europa im Raum sind, müssen wir, die wir so viele Jahre miteinander verbunden sind, das Gespräch suchen. Uns ist als Kirchen der 'Dienst der Versöhnung' aufgetragen", heißt es in einem Ostergruß-Schreiben an den Metropoliten der Russisch-Orthodoxen Kirche in St. Petersburg, Varsonofij. "Dass wir in diesem Jahr am selben Datum das Osterfest feiern - evangelische, katholische und orthodoxe Christen, Deutsche, Ukrainer und Russen - sollte uns umso mehr daran erinnern, dass Christus nicht den Krieg und Tod will, sondern das Leben", betonte Fehrs.
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Der Württembergische Landesbischof Frank Otfried July stellte in seiner Osterpredigt in Stuttgart ebenfalls den Sieg über die Macht des Todes als Kern der Osterbotschaft in den Mittelpunkt. Schon der Osterruf der frühen Christen "Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!" habe die eine neue Sichtweise auf die Welt gebracht: "Dieser Osterruf ist ein Achsensatz der Weltgeschichte. Danach ist nichts mehr, wie es vorher war." Denn die neue Sichtweise von Ostern, der Sieg über die Todeswirklichkeit dieser Welt, "bringt all diejenigen in Schwierigkeiten, die von dieser Todeswirklichkeit profitieren, die sich ihrer bedienen, mit ihr erpressen, an ihr verdienen. Nein, die Todesbringer in Nigeria, Zentralafrika, Syrien, Afghanistan, Nordkorea oder an vielen Orten dieser Welt werden nicht das letzte Wort behalten." Angesichts des Bürgerkrieges in Syrien sagte July, Deutschland müsse geflohene Syrer "willkommen heißen und unterstützen". Der Landesbischof fügte hinzu: "Wir finden uns nicht ab mit den kalten Gewalt- und Mordspiralen dieser Welt. Wir stehen als Protestleute gegen den Tod im Licht des Ostermorgens."
Die westfäliche Präses Annette Kurschus sagte, "das Geheimnis der Osterbotschaft begleitet und verwandelt unser Leben schon hier und jetzt". Aus Sicht der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen bringt die christliche Osterbotschaft "die Welt aus den Fugen". Noch nicht einmal auf den Tod sei Verlass. Das verwirre und erschrecke, sagte die Theologin am Ostermontag im ARD-Fernsehgottesdienst in Unna. Jesus sei auch heute bei den Menschen in den Schlepperbooten oder bei Sterbenden im Krankenhaus.
Der Freiheit und dem Leben trauen
Der katholische Bischof Franz-Josef Bode kritisierte in der Osternacht im Osnabrücker Dom angesichts der Flüchtlingspolitik der EU, Europa sei inzwischen zu einer Festung geworden. Sein Essener Amtsbruder Franz-Josef Overbeck sagte: "Heute gehört es zu unseren Aufgaben, in unserem Land Menschen aufzunehmen, die Armutsflüchtlinge, Kriegsflüchtlinge, Religionsflüchtlinge und Gewissensflüchtlinge sind."
Der Anfang März neugewählte Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, äußerte sich in seiner Osterpredigt in München zur anhaltenden Debatte um Sterbehilfe. Er kritisierte die Rede vom "selbstbestimmten Leben und Tod" als Ausdruck eines lebensfremden Individualismus. In Hospizen und Palliativstationen hätten Menschen, denen auf dem letzten Weg geholfen werde, keine Suizidwünsche mehr. Im Mittelpunkt müsse stehen, "was wir tun, damit Menschen ohne Schmerzen und nicht allein sterben". Gerade die Kirche müsse sich dafür in ihren Einrichtungen, Pfarreien und Gruppen noch stärker einsetzen.
Marx' Vorgänger im Amt des Vorsitzenden, der Freiburger katholische Erzbischof Robert Zollitsch, rief am Samstagabend im Freiburger Münster dazu auf, die Botschaft der Osternacht ernst zu nehmen, Pessimismus und Unheilspropheten beiseite zu lassen und der Freiheit und dem Leben trauen. Wer erfahren habe, dass das Leben siegt, "der setzt sich für Leben und Freiheit ein, wo immer er ist", sagte Zollitsch. So wie das Licht der Osterkerze das Dunkel vertreibe, so überwinde Gott "mit dem Licht des Lebens alles Dunkle und Finstere dieser Welt".