Es soll eine Fundgrube für Familienforscher werden: Bis zum Jahresende wird das neue Kirchenbuchportal der evangelischen Kirche im Internet freigeschaltet. Ein Internetblog informiert bereits unter www.kirchenbuchportal.de über das Projekt. Das gebührenpflichtige Portal wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und zunächst elf evangelischen Landeskirchen getragen.
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Mit der Präsentation von Kirchenbüchern im Internet solle vor allem die wachsende Zahl der Familienforscher bei ihrer Recherche unterstützt werden, erklärt Harald Müller-Baur von der "Kirchenbuchportal GmbH" mit Sitz in Stuttgart: "Die Nutzer können die Kirchenbücher am Computer lesen und müssen sich keine Zeit mehr für Archivbesuche nehmen." Mit der Digitalisierung ihrer Archivbestände will die evangelische Kirche auch einen Beitrag zum Erhalt von Kulturgut leisten.
Die beteiligten Landeskirchen verfügten über insgesamt 140.000 Kirchenbücher, von denen rund 35.000 digitalisiert seien. Kirchenbücher - Tauf-, Ehe- und Totenbücher - seien auch nach Einführung der staatlichen Standesämter im 19. Jahrhundert eine zentrale Quelle für die Familienforschung (Genealogie). In Deutschland gibt es rund 200.000 evangelische und 100.000 katholische Kirchenbücher. Sie werden in den kirchlichen Archiven oder in den Kirchengemeinden aufbewahrt.
Recherche kostet erst, wenn ein Treffer möglich ist
Das Portal, das nach einer Testphase online gehen soll, zeigt elektronische Versionen der originalen Kirchenbücher, sagte Müller-Baur. Diese können am Computer gelesen werden, die Gebühr richtet sich nach der zeitlichen Nutzung. Familienforscher müssen bei der Recherche wissen, aus welcher Kirchengemeinde ihre Vorfahren ursprünglich stammten. Kostenfrei sei deshalb die Recherche, ob es ein gesuchtes Kirchenbuch gibt und ob es schon digitalisiert ist.
In einem Forum können sich Familienforscher austauschen und eigene Auswertungen von Dateien ins Portal hochladen, um sie anderen zugänglich zu machen. Zudem könnten die handschriftlichen Eintragungen in den Kirchenbüchern im Portal transkribiert werden, damit sie leichter lesbar sind, erläuterte der Archivar.
Ein Serviceteil führt Ansprechpartner in den landeskirchlichen Archiven auf. Zudem gibt es Tipps für die Ahnenforschung und zum Lesen von alten deutschen Schriftformen. Eine individuelle Lesehilfe wird das Team des Kirchenbuchportals aber wegen der erwarteten hohen Nutzerzahl nicht anbieten.
Geplant wurde das Kirchenbuchportal vom Verband kirchlicher Archive in der EKD. Die Landeskirchen in Anhalt, Baden, Bayern, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Hannover, Hessen und Nassau, Kurhessen-Waldeck, Nordkirche, Pfalz, Westfalen und Württemberg beteiligen sich derzeit daran. Eine Teilnahme sei grundsätzlich auch für katholische, staatliche und kommunale Archive möglich, sagte Müller-Baur.