Die Konstellation der Hauptfiguren erinnert an die Vorabendserien, die die ARD unter dem Sammelnamen "Heiter bis tödlich" zeigt, und tatsächlich ist der Stoff ursprünglich für diesen Sendeplatz entworfen worden: Eine etwas ältliche Frankfurter Kommissarin (Ulrike Krumbiegel) bekommt einen flotten jungen Kollegen (Daniel Rodic) mit italienischen Wurzeln. Die beiden leben in völlig unterschiedlichen Welten, können absolut nichts miteinander anfangen und vertreiben sich die Zeit, indem sie sich ständig gegenseitig auf ihre Defizite hinweisen. Im Verlauf des ersten gemeinsamen Falls stellen sie allerdings fest, dass sie als Team überraschend gut funktionieren: weil sie sich perfekt ergänzen.
Heiter bis harmlos
Was als Entwurf (Buch: Dorothee Schön und Susanne Schneider) potenziell reizvoll klingt, ist in der Umsetzung recht harmlos ausgefallen: Die Inszenierung von Jürgen Bretzinger orientiert sich offenbar gleichfalls an der Vorabendvorgabe, dem Publikum mit harmlos-heiterer Krimi-Unterhaltung die Zeit zu vertreiben. Dazu passt auch die Geschichte: Im Trubel einer Hochzeitsmesse vermisst eine Hotelbesitzerin (Petra Kleinert) ihren Verlobten (René Hofschneider). Alsbald stellt sich raus, dass der Mann ein Heiratsschwindler ist. Da die Bilder der Überwachungskameras gleich mehrere seiner Opfer (unter anderem Anke Sevenich und Petra Zieser) beim vertraulichen Plausch zeigen, ist der Fall für Herta Frohwitter klar, auch wenn ihr junger Kollege Marco Petrassi etwas länger braucht. Allerdings fehlt von dem Vermissten jede Spur.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Von ausgesuchter Bosheit
Die Dialoge gerade von Krumbiegel und Rodic sind von ausgesuchter Bosheit, was aber auch nötig ist: "Alles Verbrecher" ist nicht gerade ein Füllhorn an Überraschungen. Und auch ohne den Episodentitel "Eiskalte Liebe" würde man angesichts einer riesigen Eiskreation namens "Arctic Love" ahnen, wo der Heiratsschwindler, der im Verlauf der Handlung gleich mehrfach aufgetaut werden muss, abgeblieben ist. Sein endgültiger Abgang ist dafür vergleichsweise drastisch.