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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Der Hammer" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Der Hammer", 13. April, 20.15 Uhr im Ersten
Die halbe Stadt ist auf den Beinen, um gegen den vermeintlichen Wellness-Tempel zu demonstrieren, der in Wirklichkeit ein Bordell in großem Stil wird.

Ein selbsternannter Rächer hat sich offenbar vorgenommen, alle zu töten, die an dem Bauprojekt "Waikiki-Oase" beteiligt sind. Wäre er kein Killer, könnte man ihn kaum ernst nehmen. Der Mann, der sich "Der Hammer" nennt, hat nicht nur seine Verkleidung, sondern auch seine Mission einem Comic-Helden abgeschaut: Der selbsternannte Rächer hat sich offenbar vorgenommen, alle zu töten, die an dem Bauprojekt "Waikiki-Oase" beteiligt sind; die halbe Stadt ist auf den Beinen, um gegen den vermeintlichen Wellness-Tempel zu demonstrieren, der in Wirklichkeit ein Bordell in großem Stil wird.

Finaler Hieb mit einem Markierungshammer

Anderswo wäre der Mörder in Strumpfhose eine Witzfigur, selbst wenn sein Werk tödlich ist: Erst attackiert er seine Opfer mit Säure, dann versetzt er ihnen einen finalen Hieb mit einem Markierungshammer; auf diese Weise sind die Toten durchnummeriert. Eine derart bizarre Mordserie kann sich vermutlich nur der "Tatort" aus Münster leisten. Ohnehin ist Lars Kraume (Buch und Regie), der seine Sonntagskrimis der letzten Jahren vor allem für den Hessischen Rundfunk gedreht hat, eine solide Gratwanderung gelungen. Der enorme Erfolg des Duos Thiel/Boerne (Axel Prahl, Jan Josef Liefers) beruht ja auf der Mixtur aus spannenden und heiteren Elementen. Im Krimigenre ist Grimme-Preisträger Kraume ("Guten Morgen, Herr Grothe") durchaus versiert, aber Komödien finden sich in seiner Filmografie eher selten. Trotzdem sind die Slapstick-Einlagen kein Fremdkörper. Wenn Thiel mit der Hose an einer Türklinke hängen bleibt und Boerne im Baumarkt ein kleines Chaos anrichtet, ist das großes Schauspiel, weil Prahl und Liefers ihre Figuren mit vollem Ernst sowie einer wunderbaren Mischung aus ebenso komischer wie würdevoller Verzweiflung versehen.

Basis für die Qualität des Films ist dennoch Kraumes Drehbuch. Oft genug wirken die Geschichten aus Münster ihrem Erfolg zum Trotz wie ein Vorwand für die Frotzeleien der beiden Hauptfiguren. Auch "Der Hammer" bietet den beiden diverse Gelegenheiten, sich erlesene Schmähungen an den Kopf zu werfen. Da der Handlungsrahmen jedoch todernst ist, sind gerade die Verbalinjurien Thiels etwas unmotiviert, denn Boerne gibt ihm gar keinen konkreten Anlass für seine Ausfälle. Das stört aber nicht weiter, zumal der Rechtsmediziner am Ende der einzige ist, der dem Kommissar noch zur Seite steht: Als sich Thiel mit einem Landrat anlegt, wird er vom Dienst suspendiert.

An der Seite der beiden Stars bleiben den anderen Darstellern zwangsläufig nur noch Nebenrollen; Gegenspieler Milan Peschel ist ohnehin fast den gesamten Film hindurch maskiert. Das Ensemble (Friederike Kempter, ChrisTine Urspruch, Mechthild Großmann) ist jedoch sehenswert wie immer, auch Thiel senior (Claus-Dieter Clausnitzer) ist als Wortführer der Demonstranten sinnvoll in die Handlung integriert. Nur kurz, aber dafür prägnant ist der Auftritt von Sänger Frank Zander als Zuhälter und zweites Opfer. Die Dialoge sind ebenso ein Vergnügen wie einige Ausstattungsdetails, und das Finale auf dem Baukran sorgt für einen angemessen spannenden Schluss.