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TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Käfer und Prinzessin" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Käfer und Prinzessin", 6. April, 20.15 Uhr im Ersten
Ein ländlicher Krimi: Hinter der demonstrierten Solidarität rumoren Missgunst, Eifersucht und Habgier; alles 1a Mordmotive. Dabei führt die Spur zunächst gar nicht in die Kommune, als eins der Mitglieder erschlagen in der Jauchegrube eines Nachbarhofs gefunden wird.

Der letzte "Polizeiruf" aus Potsdam, "Wolfsland", trug Züge eines Westerns, und das nicht nur, weil Brandenburg wie Texas aussah. "Käfer und Prinzessin" ist gleichfalls ein sehr ruraler Krimi, zumal sich weite Teile der Handlung tatsächlich auf einem Bauernhof abspielen. Hier lebt eine vielköpfige Genossenschaft mit Kind und Kegel, man musiziert gemeinsam am Lagerfeuer, teilt den Tisch und wohl auch das Bett miteinander. Aber natürlich die Idylle trügerisch, sonst wär’s ja langweilig: Hinter der demonstrierten Solidarität rumoren Missgunst, Eifersucht und Habgier; alles 1a Mordmotive.

Erschlagen in der Jauchegrube

Dabei führt die Spur zunächst gar nicht in die Kommune, als eins der Mitglieder erschlagen in der Jauchegrube eines Nachbarhofs gefunden wird: Der Mann hatte am Abend zuvor einen handgreiflichen Streit mit einem Kneipenbesucher, doch der schwört Stein und Bein, so fest nun auch wieder nicht zugeschlagen zu haben. Tatsächlich steht das Fahrrad des Opfers brav im Schuppen bei den anderen; und prompt findet Hauptkommissarin Olga Lenski (Maria Simon) in den Reihen der Genossenschaftler gleich mehrere Kandidaten, die als Täter in Frage kämen.

Das Muster mag ein bisschen schlicht wirken und erinnert an unzählige Familiendramen: ein etwas intensiverer Blick hinter die Fassade, und schon packt die Ermittler das blanke Entsetzen, weil sich wahre Abgründe auftun. Aber dazu kommt es ohnehin erst später, zumal Autor Clemens Murath die Geschichte mit viel Feingefühl erzählt und Robert Thalheim ("Am Ende kommen Touristen") sie angemessen subtil umsetzt. Außerdem hat Ermittlerin Lesnki einen besonderen Bezug zu den "Ökos": Mit Ruth (Fritzi Haberlandt), der Freundin des Mordopfers, hat sie einst gemeinsam die Schulbank gedrückt, die beiden waren befreundet, haben sich aber irgendwann aus den Augen verloren.

Olgas kühler Blick auf die Fakten

Da Thalheim der Tradition des Potsdamer "Polizeirufs" entsprechend auf vordergründigen Nervenkitzel verzichtet, bezieht der Film seine emotionale Spannung unter anderem aus den komplementären Charakterzügen der beiden Frauen: Ruth hat stets für ihren Traum gelebt, Olga war schon immer rational orientiert. Ihr kühler Blick auf die Fakten hat schließlich zur Folge, dass sie erst mit einem Umweltskandal konfrontiert wird, dann eine noch größere Schweinerei aufdeckt und damit scheinbar auch den Mordfall löst; aber nun schlägt die Geschichte nicht nur einen, sondern gleich zwei Haken.

Der Märchentitel des Films irritiert ein wenig, zumal sich ein Bezug zur Handlung beim besten Willen nicht erkennen lässt; er bezieht sich auf frühere Karnevalskostüme der beiden Freundinnen. Aber gerade die Mitglieder der Kommune sind ausgesprochen glaubwürdig besetzt (unter anderem Peter Lohmeyer und Fabian Busch). Maria Simon passt mit ihrer frisch gewaschenen Art ganz wunderbar in diese Geschichte, zumal ihr sparsames Spiel großartig mit Thalheims zurückhaltender Führung der Schauspieler korrespondiert.

Sehenswert ist „Käfer und Prinzessin“ auch wegen der Bildgestaltung: Henner Besuch taucht Brandenburg in ein zauberhaftes Herbstlicht, was den Kontrast zwischen Schein und Sein auf reizvolle Weise noch erhöht. Und das Zusammenspiel zwischen der Hauptkommissarin und ihrem treuen Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) ist ohnehin die reine Freude.