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TV-Tipp des Tages: "Donna Leon: Schöner Schein" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Donna Leon: Schöner Schein", 5. April, 20.15 Uhr im Ersten
Nach der Ermordung eines Spediteurs fällt der Verdacht auf einen Geschäftsfreund des Contes, Maurizio Cataldo. Brunettis Befangenheit beruht jedoch auf seiner Sympathie für die Gattin Cataldos.

Richtig gefordert wirkt Uwe Kockisch in den Verfilmungen von Donna Leons Brunetti-Romanen nur selten. Andererseits ist es natürlich große Schauspielkunst, das eigene Spiel so aussehen zu lassen, als bereite es keinerlei Mühe. Diesmal aber hat Kockisch deutlich mehr zu tun. Während er in den Venedig-Krimis sonst allzu oft gemeinsam mit Karl Fischer als getreuem Sergente Vianello gemessenen Schrittes durch Gassen und über Plätze schreiten muss, damit auch die eine oder andere Stadtansicht eingefangen werden kann, ist der Fall dafür diesmal viel zu verzwickt. Außerdem ist der Commissario selbst darin verstrickt: einerseits, weil ihn eine rätselhafte Schönheit ganz offenkundig in mittelgroße Verwirrung stürzt; andererseits, weil er schließlich sogar in den Verdacht gerät, gemeinsame Sache mit der Mafia zu machen.

Im Unterschied zu vielen früheren Leon-Verfilmungen ist sogar der sonst in erster Linie unfreiwillig komische Vice-Questore in die Handlung integriert. Michael Degen, der den in vielerlei Hinsicht tollpatschigen Patta allem komischen Potenzial zum Trotz stets mit großer Würde verkörpert, darf diesmal sogar an einer Verfolgungsjagd teilnehmen. Zwar geht ihm alsbald die Puste aus, doch dafür plumpst ihm bei der Rast im Café der Gejagte quasi auf den Tisch.

Brunettis Befangenheit

Diese Ebene der Geschichte ist fast noch berührender als Brunettis Verwicklungen: Patta, der seit geraumer Zeit dem Alter trotzt, indem er jedes Jahr aufs Neue 59 wird, soll pensioniert werden und will daher ein letztes Mal direkt in die Ermittlungen miteinbezogen werden. Endlich bekennt er sich auch zu Brunetti, seinem besten Mann, den er mit dem Fall betraut, obwohl der Schwiegervater des Commissarios, Conte Falier (Peter Fitz), in die Sache verwickelt ist: Nach der Ermordung eines Spediteurs fällt der Verdacht auf einen Geschäftsfreund des Contes, Maurizio Cataldo (Michael Mendl). Brunettis Befangenheit beruht jedoch auf seiner Sympathie für die Gattin Cataldos. Dass das Gesicht der ebenso schönen wie belesenen Franca (Esther Schweins), die ihn beim Empfang im Haus des Contes in ein Gespräch über Dantes "Göttliche Komödie" verwickelt, teilweise durch Operationsnarben entstellt ist, erhöht ihre Attraktivität in seinen Augen sogar noch.

Es stellt sich raus, dass der Spediteur Giftmüll aus ganz Europa illegal entsorgt hat. Die Cataldos kommen ins Spiel, weil der Mann mit der gleichen Waffe erschossen worden ist wie zwei Jahre zuvor ein falscher Zahnarzt, dessen Pfuscherei für viele Patienten gravierende Folgen hatte; unter anderem auch für Franca, deren Narben keineswegs von Schönheitsoperationen stammen. Zumindest für den Mord an dem Spediteur hat das Ehepaar ein perfektes Alibi: Guido Brunetti. Als dann auch noch ein vermeintlicher Mafiakiller ins Spiel kommt, wird der Fall vollends undurchsichtig.

Während Sigi Rothemund, traditioneller Regisseur der Donna-Leon-Verfilmungen, sonst vor allem für viel Atmosphäre sorgt, wirkt "Schöner Schein" (Buch: Holger Joos) viel dichter. Trotzdem ist natürlich noch genug Zeit für prachtvolle Venedigbilder (Kamera, wie stets: Dragan Rogulj). Die Musik (Stefan Schulzki) sorgt für viel Dynamik, Kockisch ist gut wie immer, Marc Hosemann verkörpert den bösen Gegenspieler angemessen schurkisch, und Annett Renneberg darf den Herren als Pattas Sekretärin wie so oft auf bezaubernde Weise aus der Patsche helfen. Und von Michael Degen muss man auch nicht Abschied nehmen.