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Medizin für die hintersten Winkel der Erde
Fiebernd liegt der kleine Ashelfa im Arm seiner Mutter. Immer wieder kommen die Schübe, schon seit mehr als einer Woche: Malaria, lautet die Diagnose in der Gesundheitsstation von Mbinga im äußersten Südwesten Tansanias. Das deutsche Hilfswerk "action medeor" setzt sich dafür ein, dass auch in Entwicklungsländern Menschen Zugang zu Medikamenten haben - seit 50 Jahren. Ein Beitrag zum heutigen Weltgesundheitstag.
07.04.2014
epd
Silvia Vogt

Die Ordensschwester Avelina Ngonyani leitet die Gesundheitsstation in Tansania. Sie gibt der besorgten Mutter den dringend nötigen Sirup für den vier Monate alten Jungen mit. "Wiederkommen!" mahnt sie, sollte es Ashelfa nicht bald merklich besser gehen.

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Dass gute und sichere Medikamente in der abgelegenen Region zuverlässig im Regal stehen, dazu trug das Medikamentenhilfswerk action medeor mit Sitz in Tönisvorst bei Krefeld bei. Seit 50 Jahren setzt sich die Organisation als "Notapotheke für die Welt" dafür ein, dass auch die Armen in Entwicklungsländern Zugang zu lebenswichtigen Arzneimitteln haben.

Schwester Avelina holt die Medizin zu einem großen Teil aus einem kleinen Medikamentenlager, das mit Unterstützung des deutschen Hilfswerks vor einigen Jahren am Bischofshaus von Mbinga eingerichtet wurde. Dort können jetzt auch Gesundheitsstationen in noch abgelegeneren Dörfern ihre Medikamente holen, selbst in kleinsten Mengen. "Action medeor hat sehr viel geleistet", sagt Priester Lukas Komba, der für die Verwaltung des Lagers mitverantwortlich ist. "Es gibt keine Mindestabnahmemengen, die Krankenstationen können sogar auf Kredit kaufen, und vor allem stimmt die Qualität."

"Nichts ist wertvoller im Gesundheitswesen"

Als ehemaliger Klinikmanager weiß Komba, wie wichtig das ist. "Nichts ist wertvoller im Gesundheitswesen", betont er. Um die Kunden gut zu versorgen, hält die Pharmazietechnikerin Fatima Mbunda die Stellung. Eigentlich hat sie das Rentenalter schon erreicht, doch bis die Nachfolgerin ihr Studium beendet hat, springt die alte Dame in die Bresche. Mit Weitsicht und Energie kümmert sie sich darum, dass der Nachschub nicht ausgeht.

Schwester Avelina im Medikamentenlager der Gesundheitsstation Mbinga des Ordens der Vinzentinerinnen.

Rund 16 Stunden Busfahrt in 1.100 Kilometer Entfernung werden im großen action-medeor-Medikamentenlager in der Millionenmetropole Daressalam ihre Bestellungen bearbeitet. In hohen Regalen sind die Medikamente einsortiert. Von A wie Acetazolamid gegen erhöhten Augeninnendruck bis zu Z wie Zinksulfat zur Stärkung des Immunsystems.

"Wir wollen sicherstellen, dass die Menschen Zugang zu Medikamenten haben und dass sie gute Produkte zu erschwinglichen Preisen bekommen", betont Manager Gerald Masuki. "Die Qualität steht für uns an erster Stelle. Da gibt es keine Kompromisse."

###mehr-links###Gerade in Entwicklungsländern gehen zahllose gefälschte oder minderwertige Pillen über den Ladentisch, laut Schätzungen enthalten manchmal mehr als ein Drittel der Medikamente nicht die versprochenen Wirkstoffe. Die tansanischen Behörden haben ihre Kontrollen in den letzten Jahren zwar spürbar verstärkt, doch die Lücken im Netz sind groß.

Größtes Medikamentenhilfswerk Europas

Auch deshalb setzen viele Partner auf action medeor. Was vor 50 Jahren als Initiative engagierter Bürger anfing, die Arzneimittel für bedürftige Menschen in Entwicklungsländern sammelten, hat sich mittlerweile zum größten Medikamentenhilfswerk Europas entwickelt und ist in 115 Ländern aktiv.

###mehr-info### Die Organisation gibt die Medikamente und Medizinprodukte zum Selbstkostenpreis ab oder verteilt sie als Spenden. Das Jahresbudget betrug 2012 rund zwölf Millionen Euro, davon stammten zwei Drittel aus Spenden, der Rest vorwiegend aus öffentlichen Zuschüssen.

Die Vision: Kein Mensch soll mehr an behandelbaren oder vermeidbaren Erkrankungen leiden oder gar sterben. Daher leistet die Organisation neben Medikamentenhilfe auch Einsätze in Not- und Katastrophenfällen und setzt gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen langfristige Gesundheitsprojekte um. Schon kleinste Beiträge versprechen den Angaben zufolge große Wirkung: Für die Behandlung eines malariakranken Kindes wird ein Euro veranschlagt. Bei Ashelfa hat die Medizin geholfen.