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"Mama, Jesus hat mich geheilt!“
Über einige Wunderheilungen wurde sich am Rand des Gesundheitskongresses ausgetauscht. Doch beispielsweise hat eine Berliner Pfingstgemeinden nun auch einen Sozialarbeiter eingestellt, um denen zu helfen, die an ihren chaotischen Lebensverhältnissen erkranken. "Denn die kann man nicht wegbeten", so der Pastor der Gemeinde. Schulmedizin, Therapie, Pflege und christlicher Glaube - in welcher Beziehung können sie zueinander stehen? An diesem Samstag geht der 4. Christliche Gesundheitskongress in Bielefeld zu Ende.

Der Pastor der baptistischen Braunschweiger Friedenskirche Heinrich-Christian Rust erzählt von einem Wunder: "Da war ein kleiner Junge voller Warzen. Die Eltern waren mit ihm beim Hausarzt, hatten alles versucht. Die Mutter ging schließlich in ihre Gemeinde. Sie erklärte dem Jungen: Wir gehen in die Kirche und beten zu Jesus. "Hilft er denn?", fragte er. "Wir bitten ihn", war die Antwort.

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Nachdem die Mitarbeiter unter Handauflegung in für Kinder verständlicher Sprache für den Jungen gebetet hatten, war er zunächst enttäuscht, dass sich nichts verändert hatte. Die Eltern wiederholten das Gebet beim Zubettbringen. Und am nächsten Morgen war seine Haut gesund. Das ganze Bett war voller abgefallener Warzen. "Mama, Jesus hat mich geheilt!"

Und Pastor Rust muss nicht lange überlegen für weitere Beispiele: "Da war ein Mann um die vierzig, der hatte eine Krebsdiagnose. Nach dem Gebet ging er wieder zur Untersuchung, und da war nichts mehr zu sehen." In seiner freikirchlichen Braunschweiger Gemeinde wird jede Woche zum Gebet für Kranke eingeladen. Ein Berliner Pastor einer Pfingstgemeinde berichtet beim Kongress von Gebetsmails, die mit Fürbittanliegen an hundert Freiwillige verschickt werden. Manche würden geheilt, andere stärke es, sich getragen zu fühlen.

Heilung durch Gebet?

Wie erklären Rust und die anderen Veranstalter des Kongresses Heilung durch Gebet? Er betont: "Gott heilt auch durch die Medizin. Aber bei solchen Wundern wirken metaphysische Energien ohne die Medizin." Er führt aus: "Dabei müssen wir die zwei verschiedenen biblischen Begriffe beachten: energeia als Kraft, die einen ergreift und von einem ausgeht, und die dynamis, die von einer anderen Quelle durch mich hindurch fließt. Wir sind keine Geistheiler, von denen Energie ausgeht, sondern wir beten in der dynamis, der heilenden Kraft, die von Gott ausgeht."

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Dr. Gisela Schneider, Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission in Tübingen, formuliert es so: "We treat, God heals – wir behandeln, Gott heilt." Sie war lange in Afrika tätig und berichtet von ihrer Arbeit wie vielfältig Heilung geschehen kann: "Da kann es sein, dass jemand plötzlich nicht mehr an die Dialyse muss, aber er kann auch gesund werden, wenn er körperlich krank bleibt, indem er ein Ja zu der tödlichen Krankheit findet." In afrikanischen Gemeinden hatte Schneider angesichts der AIDS-Epidemie ein Modell entwickelt, wie die Gemeinschaft therapeutisch wirksam werden konnte, was weite Verbreitung gefunden habe. Vor kurzem waren diese Erfahrungen in einem umfangreichen Projekt mit Erfolg bei der Behandlung von Depressiven zusammen mit Tübinger Kirchengemeinden ausprobiert worden.

Beziehungen haben heilende Wirkung

Die Erkenntnis, dass Beziehungen heilende Wirkung haben, kommt bei vielen der Vorträge zum Tragen. Wichtig erscheint dabei, dass die Helfer auch selbst eine Gemeinschaft haben, in der sie sich aufgehoben fühlen – und ausreichend Zeit für ihre Tätigkeit. Ein Ausgangspunkt für deutlich geäußerte Kritik an den wirtschaftlichen Prioritäten im Gesundheitswesen.

Auch die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen sei wichtig. Zum Beispiel hatte die Berliner Pfingstgemeinde neben ihrem Gebetsdienst einen Sozialarbeiter angestellt, um denen zu helfen, die an ihren chaotischen Lebensverhältnissen krank würden, "denn die kann man nicht wegbeten", wie der Pastor sagte.

Dass der Kongress in diesen Jahr zur Hälfte Erstbesucher dazu gewonnen habe, zeige den Veranstaltern den wachsenden Bedarf nach der Spiritualität als Kraftquelle bei der Arbeit im Gesundheitsbereich. Zwei Drittel der Besucher sind Pflegekräfte, ein Viertel Ärztinnen und Ärzte, dazu noch andere therapeutisch Tätige. Die Hälfte hat einen freikirchlichen Hintergrund. Doch die Gemeinden und Pastorenschaft seien noch zu zurückhaltend, bemängelt Kongressvorstand Frank Fornacon, nicht nur bei den Großkirchen. Warum wird nicht verbreiteter für Kranke gebetet?

Spiritualität sei auf jeden Fall eine Ressource, sagte Professor Dr. Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, der zum Kongressauftakt über das Vertrauen als Grundlage der christlichen Zukunftsgestaltung gesprochen hatte. Das belegten zahlreiche Studien. Auch die jüngste Kirchenmitgliedschaftsbefragung bestätige den Zusammenhang zwischen "gläubig sein" und "sich gesund fühlen". "Aber alle Probleme können säkularisiert behandelt werden. Und werden es dann auch", stellte Wegner fest. Frank Fornacon: "Vielleicht gibt es einmal eine Schrift der EKD zur Stärkung von Heilungs- und Segnungsgebeten in Kirchengemeinden."